In der ersten Schwangerschaft ist noch alles neu, aufregend und sozusagen entspannt. Stell dir vor, du musst dich um niemanden kümmern, nur um dich selbst und deinen Babybauch. Fünfeinhalb Jahre später? No 1 möchte Zöpfe geflochten, No 2 hüpft wütend wie Rumpelstilzchen im Kreis, weil ich so lange brauche und No 3 im Bauch fordert einen Nachmittagsschlaf auf der Couch ein.
Eigentlich könnte dieser Beitrag hier schon wieder zu Ende sein. Niemand ist perfekt und wenn Mama nicht mehr kann, müssen die Kinder eben mal kurz warten. Weil es eben nicht anders geht. Geduld war allerdings noch nie ihre Stärke und unser Familienmotor läuft ziemlich heiß, und zwar nicht nur, weil ich derzeit gelegentlich halb verschlafen beginne in Zeitlupe zu agieren. Wörtlich.
Irgendwie habe ich mir irgendwann vor ein paar Wochen selbst versprochen, ich werde die dritte Schwangerschaft genießen. Auskosten. So wie keine davor. Weil ich bereit dazu bin, weil ich achtsamer mit mir umgehe als noch vor drei Jahren (das stimmt allerdings!). Habe ich mir so romantisch gedacht. Und dann dämmert es mir: war das fein in der ersten Schwangerschaft! Ich konnte schlafen, wann ich wollte. Ich konnte Pause machen, wann mir danach war und wenn ich um sieben Uhr abends keinen Bock mehr auf ein Buch hatte, dann war das auch egal und ich hab mich statt dessen vor den Fernseher gesetzt, mir das Essen mit auf die Couch genommen und mich berieseln lassen.
Könnte ich meinem schwangeren ich vor fünfeinhalb Jahren etwas sagen, dann wäre das wohl:“Chill mal! Nutze es aus! Entspann dich, leg die Beine hoch, nimm so viele Vollbäder wie du möchtest (2017 wirst du nämlich keine Badewanne haben und auch keine Zeit dafür), genieße jeden Tag und brems runter!“
Heute bin ich müde und trotzdem hängt an jedem Rockzipfel ein Kind. Beide wollen etwas. Gleichzeitig. Sofort natürlich. Geduld ist nicht ihre Stärke. Meine auch nicht. Ich gestehe, ich bin manchmal froh, wenn sie im Kindergarten sind, zum Ausruhen würde ich sonst nicht kommen. Ich bin schnell genervt. Da helfen alle guten Vorsätze nichts. Ich habe am Ende vom Tag einfach aus Müdigkeit manchmal einfach keine Geduld mehr übrig. Meine Ohren sind am Abend meistens völlig überreizt. Wer übrigens nicht glaubt, dass ein Kind ohne Luft holen 13 Stunden durchgehend Geräusche (Wörter, Sätze, irgendein Blabla, Getröte, Pfeifen – ja, kann sie auch – oder sonstwas) von sich geben kann, dem leihe ich das kleine Fräulein mal für 24 Stunden.
Ich breche viele meiner Regeln …
- Ich schlafe, während meine Kinder spielen. Meistens eher versehentlich. Sogar neben ihnen. Zuerst tue ich so, als würde ich mitspielen. Dann wird mein Kopf schwer und kurz darauf bin ich weg.
- Ich besteche sie mit Fernsehen. Klappt super. Wir sehen so selten am Fernseher etwas an, dass das wirklich eine ziemlich überzeugende Bestechung ist. Ich verkaufe es ihnen dann als DAS besonderer Highlight diese Woche und sie sind so hin und weg, dass sie mir alles Verzeihen, sogar meine Unaufmerksamkeit beim Fernsehen. Kürzlich bin ich bei Arielle auf der Couch neben ihnen eingeschlafen. Und danach hab ich ihnen noch einen Film eingestellt. Sagt es bloß nicht weiter! Das war nämlich definitiv zu viel auf einmal. Laut unseren Hausregeln wenigstens.
- Ich besteche sie mit Schokoriegel oder anderem Süßkram. Manchmal doppelt. Wenn sie danach 10 Minuten beschäftigt sind, dann war es das wert.
- Wenn ich am Samstag Früh jemanden im Wohnzimmer Kichern und Huschen höre, wenn wir noch im Bett liegen, ignoriere ich es und gehe nicht kontrollieren, was sie machen. Es gilt: 15 Minuten länger im Bett oder Ärger mit Brösel unter dem Kinderbett. Was ist gerade wichtiger?
- Ich hole die Kinder momentan mindestens ein Mal pro Woche erst um drei statt um zwei aus dem Kindergarten, weil ich nach dem Arbeiten noch einen Mittagsschlaf brauche. Ähm. Tja.
- Ich bin sehr ungeduldig. Ich motze sie viel zu oft an, weil ich so furchtbar ungeduldig bin. Ich entschuldige mich demnach auch viel zu oft und was viel schlimmer ist: manchmal auch gar nicht, weil ich so böse bin.
An alle die gerade zum ersten Mal schwanger sind: genießt die Ruhe! Die werdet ihr nie wieder haben, in keiner Schwangerschaft. Die Lösung: ihr werft kurzfristig euer eigenes System um. Aber ich kann versprechen: das fällt leicht, wenn es erst so weit ist… Ihr werdet es brauchen. Ausnutzen. Tun. Und eure Kinder werden durch vermehrten Schoko-Konsum oder mehr Fernsehzeit während eurer Schwangerschaft potentiell keine langfristigen Schäden davontragen.
Alles Liebe,
Liebe Judith, ganz ehrich , bei mir ist es nsch der 3. Schwangerschaft bei diesen“Ausnahmen“ geblieben.
Für mich zur Zeit unmöglich diesen zu lösen
Liebe Anne,
meinst du, es waren auch danach immer wieder Ausnahmen? Aber ist doch in Ordnung, oder? In Wirklichkeit sind viele davon nicht so dramatisch und so lange es nicht zur Gewohnheit wird… das ist gewissermaßen auch ein Plädoyer gegen das schlechte Gewissen. ich denke mal, mit drei Kindern ist man auch mal müde und darf das… in Maßen.
An allen anderen Nachmittagen tue ich sowieso mein Bestes, mich an meine Regeln zu halten… und dann gibt es Obst, Spielplatz und gemeinsame Aktivitäten 🙂 Und viel Geduld. Viel, viel Geduld und Verständnis…
Liebe Grüße,
Judith
Ich finde das total ehrlich und sympathisch! Ich kann total gut verstehen, dass das nicht deinem sonstigen Anspruch an dich als Mama entspricht, aber ich finde auch Mamas sind Menschen und brauchen manchmal (manchmal auch öfter) verdammt unvernünftige Ausnahmen 🙂
Liebe Barbara,
danke, das ist ein schönes Feedback. <3 Ich weiß natürlich, dass das ok ist - das ist genau der Grund, warum ich solche Dinge auch gerne schreibe. Um allen Müttern zu sagen, es ist ok, nicht immer perfekt zu sein. <3 Der Beitrag ist als Idee in einem Gespräch mit einer Freundin entstanden, in dem es genau um dieses Thema ging.
Liebe Grüße,
Judith
Liebe Judith, du schreibst so ehrlich und berührend, selbstverständlich darfst du müde sein.
Du bist eine Supermama und die Ungeduld wird weniger, wenn das Dreimäderlhaus komplett
sein wird.
Sehr liebe Grüße
Ruth
Danke liebe Ruth,
ich bin der festen Überzeugung, dass wir alle die besten Mütter sind, die wir sein können 😉 Ich hoffe, die Geduld hält aber irgendwann wieder länger, wenn der Hormonstatus wieder auf „normalem“ Niveau ist.
Liebe Grüße,
Judith
Liebe Judith.
Du sprichst mir so aus der Seele!
Ich hab zwei kleinkinder (4&2) und bin mit Kind nummer drei schwanger (11. Woche) und es ist genau wie du es schreibst ^^ und ich habe mir so Vorwürfe schon gemacht. Allerdings bin ich alleinerziehend. Auch der Papa das neuen heranwachsenden Babys ist weg seit Anfang der SS. :/
Aber um so froher bin ich eine gleichgesinnte zu treffen der es genauso geht auch wenn du nicht alleinerziehend bist ist dein mann wahrscheinlich tagsüber arbeiten und du kümmerst duch den ganzen tag um die Racker 😉
Ich bin teilweise echt froh,dass die beiden bis 14 uhr in den Kindergarten bzw zur tagesmutter gehen und ich einfach zeit für sen Haushalt und ein wenig schlaf habe. Und auch da plagt mich das schlechte gewissen. Also ich vermisse die Mäuse schin sobald ich sie weggebracht habe und kann es kaum erwarten sie abzuholen.. aber ich genieße es auch irgendwie… diese ruhe.. kein kind was alle 5 minuten etwas neues möchte. Man kann auch in ruhe auf toilette ohne die beiden an rockzipfel hängen zu haben 😉 upnd duschen/baden ohne zwei neugierige gesichter vor einem zu haben 😉
Danke für deinen schönen Text. So sehe ich ich bin nicht allein 😉
Liebe Janine,
wow – och muß gestehen, alleinerziehend habe ich größten Respekt vor deiner dritten Schwangerschaft. Denn auch, wenn ich normalerweise den Tag alleine „schnupfe“, wenigstens am Abend übergebe ich die Kinder quasi an den Papa zum umziehen und ins Bett bringen. Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld! Ich glaube, man braucht kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Kinder im Kindergarten sind – sofern man dabei ein gutes Gefühl hat. Meine zwei fühlen sich so wohl dort und wollen ganz oft auch gar nicht weg. Natürlich hole ich sie trotzdem um zwei, weil ich noch etwas mit ihnen unternehmen möchte, aber die Zeit bis zwei Uhr vergönne ich ihnen. Und ich glaube, sie genießen es auch.
Ich wünsche dir eine schöne Schwangerschaft und ganz viel Kraft und Geduld. Ich denke, alleine wirst du das noch mehr brauchen und ich hoffe, du holst dir Unterstützung, wo du kannst!
Alles Liebe,
Judith
Ooh, so eine Offenbarung tut so gut 🙂 ich lese deinen Blog seit kurzem und es entspannt mich, solche dinge zu lesen! Ich bin von Grund auf recht perfektionistisch und denke mir bei meinem Sohn (8 1/2 Jahre) manchmal: oh gott, darf ich das? Bei uns wirds mit dem Fernsehen auch manchmal länger und das Naschen..tja, da gibt es auch ausnahmen! In einer ruhigen Minute denke ich manchmal daran, wie wahnsinnig cool wir Mamas doch sind. Immer da, egal..das muss uns erst einmal jemand nachmachen! Super Text! Lg Daniela
Hihi! Darf ich dein „wie wahnsinnig cool wir Mamas sind“ mal zitieren 😉 Super! Ja, du hast recht. Ich glaube übrigens, mich zu erinnern, als unsere Große noch ganz klein war (und ohne Schwester) habe ich gedacht, ich kann sie auf ewig vom Fernseher fern halten – ich fand es ganz furchtbar, dass eine Bekannte ihren Sohn so oft vor den Fernseher gesetzt hat (Da war er zwei. Und zugegeben, das finde ich immer noch furchtbar).Aber: ich hätte es besser wissen müssen, dass das erstens sinnlos ist, zweitens kontraproduktiv und drittens irgendwann „lebensrettend“ sein würde 😉 So ändert man sich. Jetzt bin ich eher für einen sinnvollen Umgang mit Medien. Eigentlich das, was ich als Kommunikationswissenschaftlerin immer schon denken hätte sollen über das Thema.
Liebe Grüße,
Judith
Hi! Natürlich, gerne! 🙂
Warte, bis deine kinder älter sind..mein bub will am liebsten ein handy, einen Nintendo,…Nach jahrelanger Abstinenz (außer dem fernsehen) darf er nun ein bisschen Super Mario spielen, denn komplett etwas vorzuenthalten ist kontraproduktiv, das merke ich jetzt. Aber ich bin da auch sehr vorsichtig, sie schnappen ja soviel auf. Ich arbeite selbst als freie Journalistin und lege ihm immer meine Artikel vor (soziale/kulturelle und nachhaltige Texte). Doch er will nur politisches und die heute-zeitung weit weg vom thema, aber ich glaube manches darf man nicht so eng sehen! Deine Ehrlichkeit ist auf jeden Fall nachahmenswert!
Mir geht es wie dir, habe aber zumindest das Wochenbett voll ausgekostet, wenn nr. 1 und 2 in Schule und Kita waren. Ich wünsch dir starke Nerven, meine sind gerade etwas belastet (-;
Liebe Katrin,
mittlerweile geht es hier wieder. Zu Beginn war es hart. Das Wochenbett hab eich mal wieder .. na ja .. gar nicht ausgekostet. Aber das macht nichts, zumindest hat es mich nicht wirklich gestört! Ob die Nerven halten … mal sehen, wenn auch Nummer drei in seine Autonomiephase kommt 😉 Ich glaube, DANN wird es hart.
Alles Liebe und auch dir viel Ausdauer!
Judith
Ich bin sehr froh und glücklich, weil der Schwangerschaftszauber, den greatmutaba@gmail.com für mich gemacht hat, heute schwanger wurde. Mein Sohn wird ein Jahr alt. Ich war nach 21 Jahren nicht in der Lage, schwanger zu werden Mit diesem Zauber wurde ich schwanger und habe mein eigenes Kind. Vielen Dank, Sir