Jobausschreibung für Mütter. MUTTER GESUCHT: belastbar, lärmresistent, stressresistent, multitaskingfähig, ehrgeizig aber trotzdem mütterlich, sowie weitere Talente ausbaufähig. Viele Mütter treibt die neue Situation und die Ansprüche der Gesellschaft beim Wiedereinstieg ins Burnout. Psychologin Anna gibt Tipps zum Thema Burn Out und zeigt eine einfache Achtsamkeitsübung für den Alltag.

Schwanger sein, ein Baby erwarten. Das klingt ganz wundervoll. Die Hormone sorgen dafür, dass das Mutterglück in der Schwangerschaft perfekt ist. Und dann plötzlich: nur das Baby da, eine ganz neue Welt. Man fühlt sich intellektuell nicht mehr gefordert, sogar unterfordert, nicht mehr gebraucht. Viele Frauen sehnen sich nach der Karenz nach dem Wiedereinstieg und steigern sich dann doppelt und dreifach in ihre beruflichen Aufgaben hinein und am Ende … ? Burn Out. Beruf, Familie, man selbst. Es ist nicht einmal mehr eine doppelte sondern eine Dreifachbelastung, die auf den Schultern vieler Mütter lastet. Und dabei geht es nicht darum ob diese hausgemacht ist oder nicht. Sie ist da. Sie wiegt schwer.

Burnout bei Müttern

Das Baby kommt oder: „Freude schöner Götter Funken …“

Die Freude über das bevorstehende Babyglück dehnt sich über Arbeit und Privates aus.Babysachen werden gekauft, im Büro wird die Karenz besprochen und die zu Hause baut man sich ein Nest. Schließlich soll alles fertig sein, bis der kleine Schatz ankommt. Die Vorfreude steigt und Freundinnen stehen mit Rat zur Seite, wenn es um den perfekten ersten Strampler, das Bettchen, den Kinderwagen und so weiter geht. Das Shoppen löst automatisch starke Glücksgefühle aus.

Dann ist es endlich soweit. Die Wehen starten und alles macht sich bereit. Nach einer anstrengenden Geburt, ist das Glück über das Neugeborene vollkommen. Oder etwa doch nicht?

… und dann?

Das ein Baby wohl das Schönste und Größte auf der Welt ist, hört man bereits mit Beginn der Schwangerschaft. Aber wer berichtet schon über den Baby Blues, der es einer Mutter schwer machen kann das verdiente Glück zu empfinden oder die Veränderungen innerhalb der Partnerschaft, wenn das Baby die meisten Ressourcen in Anspruch nimmt. Und wer warnt einen vor, wie es mit der Rückkehr in das Berufsleben aussieht. Kinderkrippe? Eine soziale Bereicherung für das Kind oder purer Stress? Es gibt viele Themen, die es Müttern schwer machen, das Glück vollkommen zu genießen.

Kritische Themenbereiche sind zum Beispiel:

  • Karenz: wie lange ist lange genug, damit der/die Kleine sich geborgen fühlen? Wie lange möchte ich zu Hause bleiben vs. wie lange kann ich finanziell gesehen zu Hause bleiben?
  • Arbeit: Wie lange wird meine Stelle auf mich warten? Vollzeit oder Teilzeit? Mit wie viel komme ich aus? Was sagt mein Chef dazu? Ist meine Karenzvertretung eine Konkurrentin? Verpasse ich zu viel? Pflegeurlaub reicht niemals aus.
  • Krippe: Privat oder Öffentlich? Schon mit einer zweiten Fremdsprache? Welche Kinder gibt es in der Gruppe? Wird auf meinen Schatz vergessen? Kann er sich Durchsetzten? Wo hat mein Kind die besten Rahmenbedingungen?

Durch die Emanzipation und die Möglichkeiten, welche sich den Frauen bieten ist es oft nicht leicht all diese vorangegangene Fragen befriedigend zu klären. Auch wenn es zu Beginn klar scheint wieder arbeiten gehen zu wollen, den eigenen Schatz in der Krippe abzugeben fällt keiner Mama leicht. Schaut er glücklich drein? Wird er so gefördert, wie ich es mir wünschen würde? Weint er/sie viel?

Aber es sind ja nur 20 Stunden Teilzeit! Wirklich? Anfahrt/Abfahrt/nach Hause fahren und schon fühlen sich 20 Stunden Teilzeit wie 35 Stunden an.

Ein Tag im Leben einer arbeitstätigen Mutter mit einem Teilzeit Job und Kind:

So, jetzt aber schnell, wir müssen los, sonst komme ich auch noch zu spät. Ach Gott jetzt rinnt auch noch die Nase, fühlt er/sie sich eh gut genug? Krank schaut er/sie noch nicht aus, aber irgendwie ruhiger…. Nein, heute muss ich noch schauen, ich kann nicht einfach nicht zur Arbeit. Vielleicht ist es nur Einbildung. Die Pädagoginnen schauen ja auch! Hoffentlich! Ach, den Zug verpasst. Ist es warm genug? Schaut das Kind müde aus? …Stop! Ich warte bis heute Abend. Ach, warum ist der der Mann schon weg?

… nach einer unruhigen Anfahrt …

Endlich angekommen… :“ Bitte schaut ein wenig mein Kind wirkt ein wenig kränklich“. Na, ob die Betreuerinnentan dafür Zeit haben… Ich muss los… Nein, bitte schau mich nicht so an, mein Schatz! Vielleicht schaffe ich es früher zu kommen, vielleicht. So noch einmal sorgfältig die Nase putzen. Tschüss. So jetzt aber schnell… Was steht heute an? Jour Fix: ich hoffe da kommt jetzt nichts Neues, ich hänge mit dem Alten noch nach. Verdammt, die Präsentation wollte ich mir gestern noch anschauen, aber die kleine Maus war so kuschelig unterwegs. Hm, hat es gestern schon begonnen. Was mach ich jetzt, wenn mich die Betreuerinnen anrufen? Das Jour Fix ist um 10, da muss ich hin. Sonst übernimmt das auch noch die Kollegin, die Neue. Ob mir der Chef das übel nimmt nicht mehr Vollzeit zu arbeiten? Die Präsentation!! Vielleicht sollte ich zur Apotheke nach der Arbeit nur zur Sicherheit. Ach, aber ich muss auch noch einkaufen gehen und kochen. Wobei am Spielplatz waren wir auch schon lange nicht mehr. Ober sollen wir gleich nach Hause? Vielleicht könnte ich ja einfach was bestellen… aber das kostet wieder. Ach, mit dem neuen Gehalt ist es auch nicht so optimal. Pff, ein Schwimmkurs wäre auch toll. Oh nein hab ich jetzt den Stick mitgenommen? Wer ruft den jetzt an? Bin ich zu spät? Aber ich wollte doch früher gehen! Wie soll ich das heute schaffen?

So stellt man es sich nicht vor, aber oft endet es eben einfach so, ohne, dass man es will. Geplant hätte man den Alltag mit Job und Kind nämlich ganz anders. Entspannter, weniger stressig. Aber der innere Drang, allem gerecht zu werden ist groß bei Müttern.

Mütter im Bournout

Tipps: Mit der Belastung richtig umgehen

Solche Situationen führen dazu, dass sich nach einer gewissen Zeit (manchmal früher, manchmal später) das Gefühl der kompletten Überforderung einstellt. „Weder bei der Arbeit, noch zu Hause kann ich 100% geben“. Es fühlt sich unbefriedigend an und führt dazu, dass man ausgelaugt, reizbar und freudlos wird. Oft können Mütter das gut kompensieren, wenn der Partner helfend zur Seite steht, die Arbeit positive Verstärkung liefert und Freunde oder Familie in schweren Zeiten helfen können.

TIPP
Schafft euch ein zuverlässiges Netzwerk. Steht die Familie zum Beispiel aufgrund räumlicher Entfernung nicht zur Verfügung, sucht euch einen zuverlässigen Babysitter.

Das System ist aber auch sehr anfällig, wenn die Hilfestellung ausfällt. Dann können sich Anspannungszustände verstärken und sogar depressive Verstimmung auftreten. Nichts unternommen und ein Burn Out kommt bald um die Ecke.

TIPP
Schafft euch „Entspannungs-Inseln“, bzw. nehmt euch Me-Time. 5 Minuten durchatmen, wenn die Kinder schlafen, in Ruhe einen Kaffee trinken, während die Kinder Fernsehen. Es heißt, Männer gehen zum Entspannen mit einer Zeitschrift auf die Toilette, Frauen nehmen ein Bad. Ihr könnt es auch umgekehrt halten 😉 Aber gönnt euch die Zeit.

Wenn zum stressigen Alltag jeder Mutter Probleme am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft, in der Familie oder beim Kind auftreten, so kann es sehr wohl dazu führen, dass Mütter freudlos werden.

TIPP
Um Hilfe zu bitten ist keine Schande! Werdet euch eurer Grenzen bewusst. Manchmal hilft schon eine Putzhilfe, ein bisschen wertvolle Zeit zu sparen und die Situation zu entspannen.

Ähnlich wie bei der postpartalen Depression wird eine lange Zeit darüber hinweggesehen, bis es oft zu spät ist und Medikamente der letzte Ausweg sind.

Damit es soweit nicht kommt gibt es eine Vielzahl an Techniken, welche frühzeitig eingesetzt vieles positiv beeinflussen können. Zum Beispiel folgende Interventions-Übung:

Eine kleine Achtsamkeitsübung an schweren Tagen:

Stecke dir 10 Rosinen/Nüsse etc. in die linke Hosentasche. Mache es dir zur Aufgabe, den Tag über positive Dinge zu suchen (ein freundlicher Verkäufer/Sitzplatz in der U-Bahn etc.) und gebe immer eine Rosine von links nach rechts, wenn du eine positive Situation/Sache erlebst/siehst. Und wie viele Rosinen sind am Abend dann in der rechten Hosentasche?

Und übrigens

Es ist keine Schande, nicht immer zu funktionieren. Wenn wir überfordert sind, dann nicht weil wir etwas nicht schaffen, sondern weil wir zu viel schaffen!

Über Anna

Über AnnaAnna Werksnies Psychologin

Anna Werksnies arbeitet unter anderem als klinische Gesundheitspsychologin und Verhaltenstherapeutin in ihrer Praxis in Wien. Als sie vor über fünf Jahren selbst zum ersten Mal Mutter wurde, änderte sich nicht nur ihr Leben drastisch sondern auch ihre Arbeitsschwerpunkte. Neben ihren Stamm-Themen entstanden durch die starke Nachfrage von anderen Eltern Workshops rund um das Themenfeld Eltern werden und Eltern sein.

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Das Thema Wochenbettdeprtession und Depressionen rund um das Mama-Sein war und ist sehr aktuell, wird aber leider häufig als Tabuthema unter den Tisch gekehrt. Aufklärung dazu gibt es vor und in der Schwangerschaft (zum Beispiel im Geburtsvorbereitungskurs) kaum.

Einen tollen Blog-Beitrag dazu lest bei Von Guten Eltern

Bei mir am Blog: Wie kann man bei Wochenbettdepression helfen

Wiedereinstieg in den Beruf, Mehrfachbelastung durch Familie und Job, Stress ... das muß nicht sein. Psychologin Anna Werksnies verrät Tipps zur Burnout Prävention.

 

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