Unsere Füße tragen uns ein Leben lang. Aber bereits im Kleinkindalter werden häufig Fehlstellungen festgestellt. Woran liegt das? Ich habe Ergotherapeutin Nina Veitsberger gefragt, woher solche Fehlstellungen kommen können, was man dagegen tun kann und wie wir eine gesunde Entwicklung der Kinderfüße unterstützen können.
Kinderfüße sind NICHT Erwachsenenfüße im Kleinformat. Auch, wenn es so aussieht, nur ein wenig putziger vielleicht. Wie auch andere Teile des Körpers steht den Kinderfüßen noch ein langer Weg der Entwicklung bevor. Sie sind vor allem zu Beginn noch weich und verformbar und passen sich deshalb auch gerne unpassenden Schuhen an (apropos: Tipps zum Schuhkauf bei Kleinkindern findet ihr hier). Außerdem sind sie häufig auch schmerzempfindlicher und reagieren deshalb stärker auf Druck als unsere „ausgewachsenen“ Füße.
Gesunde Kinderfüsse: Vorbeugen statt therapieren
Die vollständige Entwicklung bis hin zu Erwachsenenfüßen ist erst im jugendlichen Alter abgeschlossen. Bis dahin haben die kleinen anatomischen Wunder aber einen weiten Weg zurück gelegt. Bedenklich ist vor allem, dass eigentlich fast alle Kinderfüße gesund das Licht der Welt erblicken, aber rund vier von zehn Erwachsenen eine Fußfehlstellung haben. Wie kommt das und können wir etwas dagegen tun? Kann man vorbeugen? Das Hauptproblem ist, dass man auch bei Füßen oft auch erst dann reagiert oder versucht zu therapieren, wenn es bereits zu spät ist…
Ich habe deshalb eine Expertin um ein Interview gebeten, die täglich mit Fußfehlstellungen konfrontiert ist und diese behandelt. Nina Veitsberger ist diplomierte Ergotherapeuthin und beschäftigt sich seit sie selbst Mutter ist neben der Therapie von Erwachsenenfüßen auch intensiv mit Kinderfüßen. Das Thema war ihr sogar so wichtig, dass sie ein mangelndes Angebot für Kinderfüße erkannt und beschlossen hat, diese Lücke zu füllen. Derzeit bietet sie deshalb Kurse für gesunde Kinderfüße in Wien an. (Alle Infos dazu HIER)
Liebe Nina, vielen Dank, dass du dir Zeit für meine Fragen nimmst. Nachdem wir selbst auch davon betroffen sind, ist das eines der Themen, die auch mir sehr am Herzen liegen.
8 Fragen an Ergotherapeutin Nina
Stadtmama: Recherchiert man „Kinderfüße“, geht es in den Artikeln häufig um die Arten der verschiedenen möglichen Fehlstellungen und Fragen zum Thema Schuheinlagen. Apropos Schuheinlagen – sind diese immer die optimale Lösung oder gibt es Alternativen?
Nina: Eine Unterscheidung zwischen einer Fußmissbildung und einer entwicklungsbedingten Belastungsfehlstellung beim Kleinkind sind hier aus meiner Sicht wesentlich. Einlagen ermöglichen eine sofortige sichtbare Veränderung am Gangbild des Kindes – jedoch durch passive Unterstützung. Gezieltes Training erfordert dagegen mehr Ausdauer und Durchhaltevermögen.
Stadtmama: Wie erkennen Eltern, ob die Füße ihrer Kinder mehr „Zuwendung“ bräuchten oder ist das etwas was sowieso nie schaden kann?
Nina: Meiner Meinung nach können Füße bereits durch einfaches barfuß gehen auf Naturböden und an der frischen Luft viele unterschiedliche Sinneswahrnehmungen erfahren – dass kann nie schaden. Sehr wesentlich ist die „Zuwendung“ als Elternteil bei der Schuhversorgung. Die richtige Größe des Kinderschuhs beim Kauf aber auch die stetige Kontrolle ist sehr wichtig. Kinderfüße wachsen ca drei bis vier Schuhgrößen pro Jahr. Gut die Hälfte aller Kinder trägt aber nicht passende Schuhe (zu klein UND zu groß!). Zusätzlich sollte man neben der Größe auch die Beweglichkeit der Schuhsohle beachten.
Stadtmama: Warum kommt es überhaupt zu Fehlstellungen?
Nina: Bei Kindern kommt es überwiegend aufgrund unpassender Schuhe zu Fußfehlbelastungen. Fußprobleme können aber auch durch Vorbildfunktion und Genetik entstehen. Nur ein Drittel sind dabei Vererbung und zwei Drittel Belastungsgewohnheit. Das ist für mich ein wichtiges Merkmal im Ansatz und in der Behandlung, denn dann lässt sich durch aktives Training das Bewegungslernen verändern.
Stadtmama: Meiner Tochter wurden mit dreieinhalb Jahren Einlagen verschrieben. Ich habe mich damals gegen die Empfehlung vom Orthopäden entschieden und beschlossen, noch zu warten, ob es sich „auswächst“. Was meinst du, verschreiben Orthopäden aus ergotherapeutischer Sicht oft zu früh Einlagen für Kinderfüße, die manchmal auch noch durch Übungen korrigiert werden könnten?
Nina: Man sollte natürlich von Fall zu Fall entscheiden und auch eine Kombination nicht ausschließen. Denn das eine schließt das andere nicht aus. Für mich stehen aber das Erleben von Sinnesreizen und die gezielte Aktivierung im Vordergrund im Gegensatz zur passiven Stütze. Die Aufrichtung des Kinderfußes wird vom Kind aktiv gelernt, dazu ist eine freie Bewegungsmöglichkeit nötig.
Stadtmama: Gibt es einfache Übungen die man auch zu Hause mit den Kindern machen kann?
Nina: Dazu fällt mir eine einfache und schöne Übung ein: Socken und Schuhe ausziehen und Frischluft an die Füße lassen. Ein warmes Fußbad mit wohltuenden Düften kann ein Erlebnis für mehrere Sinne sein. Beim Abtrocknen können die Kinder den Fuß bewusst erleben und man sollte jedem Teil vom Fuß und jeder einzelnen Zehe einen Augenblick widmen. Schön ist es, wenn man das alles mit einem Reim begleiten kann, aber auch einfach nur abrubbeln ist schön. Was danach bei den Kindern meistens sehr gut ankommt ist eine Fußmassage (Anmerkung Stadtmama: bei mir sicher auch … 😉 ) Mit unterschiedlichen Bürsten, Schwämmen und Pinseln könnt ihr das Angebot erweitern und Spaß haben.
Stadtmama: Du bietest Kurse für gesunde Kinderfüße an. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Nina: Durch ein Gespräch mit einer Freundin kam die Idee auf, mehr anbieten zu wollen als Einlagen für Kinder im Kindergartenalter. Denn gerade in diesem Lebensabschnitt kann aus meiner Sicht die Entwicklung der Fußmuskulatur und dem Fußgewölbe beim Erlernen von neuen Bewegungsmustern eine gute Basis geschaffen werden.
Stadtmama: An wen richten sich deine Kurse und für wen sind sie geeignet?
Nina: Derzeitige Zielgruppe sind 4-7jährige Kinder. Der Kurs richtet sich an alle Kinder und Eltern, denen die Prävention und Gesundheit der Kinderfüße ein Anliegen ist. Kinder können dabei auf auf spielerische Weise die Funktion und Möglichkeiten ihrer Füße erleben erfahren.
Stadtmama: Was bringen deine Kurse den Kinderfüßen?
Nina: Eine verbesserte Körperhaltung und Aufrichtung, Förderung der Sinneswahrnehmung der Füße sowie Kräftigung und Aufbau von Fußgewölbe. Im Mittelpunkt stehen die Koordination, das Körperbewusstsein und die Beweglichkeit der Kinderfüße. Es gibt ein gezieltes therapeutisches Angebot. Die Einheiten sind sehr spielerisch aufgebaut und Spaß der Kinder ist der Schlüssel zum Erfolg.
Mehr zu Ninas Angebot
Nina bietet erstmal auf Anfrage ab August 2018 in der Steiermark Kindergruppen mit Thema Gesunde Füße an! (z.B. für Kindergruppen und Kindergärten sehr geeignet!)
Der Schwerpunkt der Gruppe liegt in der Wahrnehmung- und Sinnesförderung der Kinderfüße. Es werden präventive spielerische Aufgaben zur Verbesserung der Körperhaltung, dem Aufbau von Fußgewölbe sowie zur Stärkung der Fußmuskulatur angeboten. Den Kindern wird dabei die Freude und der Spaß am Entdecken der Fähigkeiten und Funktionen der Füße ermöglicht.
Bei Interesse entnehmt bitte ihre Kontaktdaten ihrem Flyer von ihrem Kurs aus Wien:
Weiteres Angebot/Beratung/Coaching
- Streßbewältigung und Coaching nach der sanare Methode: alle Altersstufen
- Ergonomische Beratungen und Arbeitsplatzanalysen/-adaptierungen finden im beruflichen Umfeld statt
Weiterlesen: Ninas Lese-Tipps
- Von Kopf bis Fuss in Bewegung* (Buch)
- Gesunde Füsse für ihr Kind* (Buch)
- Gut zu Fuß ein Leben lang* (Buch)
- Schon kleine Kinder laufen sich die Füße kaputt (Artikel)
- Thema Einlagen: Brauchen Kinderfüße Einlagen?
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