Einfach alles zusammenpacken und auf Weltreise gehen? Reisen mit Kindern? Ein Traum? Ok, ja, für viele ist das ein Traum. Familie Franzl hat sich ihren Traum verwirklicht und hat sich letzten Monat auf den Weg gemacht, mit ihren Kindern die Welt zu entdecken. Im Interview erzählen sie mir von ihrer Planung und ihren Plänen für die nächste Zeit.

Ich reise gerne. Unglaublich gerne sogar. Vor den Kindern war ich an vielen Ecken dieser Erde. Ich habe so ziemlich meine gesamten Einkünfte meiner meist mikrigen Studentengehälter damals ins Reisen investiert. Es gibt überall etwas zu entdecken. Sogar im letzten russischen Touristenkaff in China, wo uns ein Taxi ins nirgendwo (ok, ans wirklich nicht bemerkenswerte Ende der Chinesischen Mauer) gebracht hat und wir dann nicht so genau wussten, wo wir jetzt hin sollen, weil es schon mitten in der Nacht war. Der Taxifahrer war so nett und hat uns in der menschenleeren Stadt wieder aufgesammelt. Auf dem einstündigen Rückweg erzählte er uns in einer Mischung aus Russisch, Chinesisch und lückenhaftem Englisch von seiner Familie. Reisen ist Abenteuer, auf Reisen kann man Länder kennen lernen und Leute. Begrifflich nicht zu verwechseln mit „Urlaub“ … 😉

Reisen mit Kindern

Reisen mit Kindern?

Seit wir Kinder haben kribbelt es mich in den Zehen. Ich möchte auch wieder verreisen. Meine Beine möchten hier weh. Egal ob in Europa oder weiter. Es gibt noch einige Ecken auf dieser Welt, die ich entdecken oder einfach noch einmal besuchen möchte. Aber wie macht man das mit Kindern? Ist das nicht viel zu anstrengend und vor allem viel zu teuer? Wir waren schon ein paar mal mit ihnen weg, aber eben erstmal nicht zu weit. Manchmal war ich alleine mit meiner besten Freundin auf Reisen, allerdings nur kurz. Dann habe ich das Blog der Franzls entdeckt. Und Bert und Martina beweisen: Reisen mit Kindern ist viel weniger kompliziert als man denkt. Man  muß sich nur ein wenig anpassen und vor allem eines: gut planen.

Die Franzls on Tour im Interview

Liebe Martina, lieber Bert, möchtet ihr euch und das Projekt kurz vorstellen? 

Gerne! Wir sind Bert, Martina, Niklas (4) und Hanna (3) und leben in der Hochkönig-Region in der Nähe von Salzburg! Die Reiselust verfolgt uns schon sehr lange – Bert war zweimal in Indien, in Chile und Argentinien und ich habe im Disneyland Paris Hotdogs verkauft, bin drei Jahren lang auf Kreuzschiffen durch alle Weltmeere geschippert und war sieben Monate lang in Südostasien, Australien, Neuseeland, Fiji und Nordamerika unterwegs. Gemeinsam sind wir unter anderem mit dem Motorrad durch Rumänien und mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland, die Mongolei und China gefahren – und auf Pferden durch das Hochland von Äthiopien geritten.

Nach dieser Vorgeschichte hatten unsere Kinder einfach keine andere Wahl, als ebenfalls Weltenbummler zu werden – und in den letzten Jahren waren wir so oft es ging gemeinsam unterwegs. Jetzt reisen wir für ein Jahr quer durch die Welt – mit Rucksack, kleinem Budget und großer Vorfreude auf viele schöne Erlebnisse als Familie.

Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen mit Kindern auf Weltreise zu gehen? 

Für uns war immer klar, dass uns die Kinder nicht vom Reisen abhalten würden. Als Niklas vier Monate alt war, haben wir drei Wochen lang auf den Channel Island gecampt und das hat super funktioniert. Zwei Jahre später waren wir dann beiden Kindern ein paar Wochen lang in Wales unterwegs und letzten Sommer eineinhalb Monate mit unserem Campingbus in Estland, Lettland, Litauen und Polen. Unser Traum war aber immer eine längere Auszeit – und den können wir nun endlich verwirklichen!

Reisen mit Kindern

Was ist euer erstes Ziel?

Wir wollen ein Monat lang in Thailand bleiben und freuen uns auf einfache Bungalows am Strand, Hängematten, Bücher, das beste Essen der Welt, Massagen, Schnorchelausflüge und spannende Bekanntschaften. Das kommt für uns dem Paradies schon sehr nahe! Danach geht’s weiter nach Malaysia – was wir da unternehmen wird dann spontan entschieden!

Seit wann plant ihr euer „Ding“ schon?

Eigentlich schon seit Niklas Geburt! Und – um ehrlich zu sein – das war auch einer der Gründe, warum wir unsere beiden Kinder relativ schnell hintereinander bekommen haben. Wir wollten bald wieder auf große Reise gehen, aber doch so lange warten, bis beide Kinder aus den Windeln raus und halbwegs selbstständig sein würden . So ist dann alles doch ein bisschen einfacher – obwohl es anders natürlich auch gut machbar ist! Außerdem musste Bert erst eine bestimmte Anzahl von Jahren in seinem Job arbeiten, um ein Sabbatical beantragen zu können (ich bin in unbezahlter Karenz). Somit hat sich dieses Jahr als perfekter Zeitpunkt ergeben!

Wie viel Vorplanung war dafür nötig?

Wir sind ganz und gar nicht die großen Planer. Die ersten Gedanken haben wir uns im Winter gemacht, unseren Flug nach Thailand vor drei Monaten gebucht und um den Rest haben wir uns erst in den letzten paar Wochen gekümmert. Nachdem wir schon sehr viel gereist sind, wissen wir, was uns ungefähr erwarten wird – und dass sowieso immer alles anders kommt als geplant (so ist es zumindest bei uns!). Die Route hat sich aus verschiedenen Faktoren ergeben: Wir suchten uns Länder aus, die relativ sicher sind (sowohl in Bezug auf Gesundheit als auch auf Kriminalität und politischer Ebene), wir hatten ein paar Wunschdestinationen (Entspannung in Thailand für mich & Abenteuer in Chile/Argentinien für Bert) und wir wollten langsam reisen. In Verbindung mit unserem recht kleinen Budget haben wir uns dann auf Südostasien und das südliche Südamerika mit dem Rucksack sowie Teile Europas mit dem Campingbus festgelegt. Aber: Wir sind sehr flexibel und sehr spontan – bisher haben wir nur ein Ticket nach Bangkok und die ersten vier Übernachtungen gebucht und der Rest wird sich weisen. (Wer weiß, vielleicht landen wir ja doch noch Australien oder Südafrika!)

Ihr seid ja schon vorher viel gereist. Empfindet ihr euer Vorhaben jetzt als mutig?

Für uns persönlich ist diese Reise kein wirklich großes Ding und verlangt uns daher auch nicht viel Mut ab. Das unterwegs sein ist einfach ein Teil unseres Lebens – und die Kinder sind jetzt eben auch dabei. Natürlich gibt es Risiken, aber die sind unserer Meinung nach abschätzbar – mit einer gesunden Portion Menschenverstand, gründlicher Recherche und einer positiven Grundeinstellung ist bei uns eigentlich noch nie etwas schief gelaufen. Wir kennen viele Eltern, die der Meinung sind, dass Reisen mit Kindern unglaublich anstrengend ist. Wir sehen das etwas anders! Natürlich wären viele Dinge ohne Niklas und Hanna unkomplizierter – aber zuhause ist doch auch nicht immer alles einfach, oder? Im Gegenteil, unterwegs leben die Kinder so richtig auf – sie mögen es wenn sich was tut und auch wir sind meist viel entspannter. Daher läuft der Alltag eigentlich oft harmonischer ab als in den eigenen vier Wänden.

Reisen mit Kindern

Habt ihr für eure Idee in eurer Umgebung auch schon Kritik geerntet? Wenn ja, was war eure Antwort?

Direkte Kritik gibt es eigentlich eher weniger. Wer uns kennt, wundert sich mittlerweile nicht mehr über unsere verrückten Ideen und vor allem weiß jeder, dass wir uns in diesem Punkt auch nicht dreinreden lassen. Ich denke auch, dass wir nicht den Eindruck von Naivlingen machen, die völlig blauäugig an so ein Vorhaben herangehen. Und wenn doch mal Kritik kommt („Also mit DIESEM Budget kommt ihr NIE aus!“, „Denkt ihr nicht, dass Kinder ihre gewohnte Umgebung brauchen?“) nehmen wir das meist einfach zur Kenntnis. Wir wollen uns nicht rechtfertigen und auch niemanden überzeugen, unser Leben zu leben – jeder soll einfach das tun, was er für richtig hält. Wir wissen genau was wir tun, haben schon die eine oder andere Reiseerfahrungen (auch mit Kindern) gesammelt und stehen daher voll hinter unsere Plänen.

Wie viel Gepäck plant ihr ein und was muss unbedingt mit?

Das ist eine gute Frage. Nachdem wir Backpacking machen, müssen wir uns mit je einen Rucksack (70l und 60l) begnügen. Niklas nimmt noch einen kleinen Rucksack für seine eigene Kleidung mit (wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der allerdings mindestens so groß wie unserer sein müssen). Und Hanna hat (mehr alibimäßig) einen Mini-Rucksack dabei, den voraussichtlich ohnehin wir tragen müssen – im schlimmsten Fall gemeinsam mit ihr persönlich noch dazu. Hannas Anziehsachen und unser Blogging-Equipment verteilen wir auf unsere Rucksäcke. Das Thema Kleidung ist in den Tropen zum Glück schnell erledigt (in Südamerika wird das schon ein bisschen schwieriger) – ein paar T-Shirts und Shorts, Unterwäsche, Badezeug, Kappe, ein bis zwei dünne, lange Hosen und langärmlige Shirts gegen die Mücken sowie ein Pulli für Busfahrten mit Klimaanlagen. Unverzichtbar sind auch Sarongs (die werden als Strandtuch, Handtuch, Rock, Kleid, Leintuch usw. benützt), Badesachen und Flipflops (Sandalen für die Kids), Crocs und feste Schuhe. Dazu das Nötigste an Toilettenzeug (wir sind da ohnehin sehr minimalistisch), eine kleine Reiseapotheke mit vorrangig natürlichen Mittelchen (Apotheken gibt es unterwegs genug), Sonnencreme, Mückenspray, ganz wenig Spielzeug (Pixi-Bücher, Mini-Puppen, Matchbox-Autos, Würfel, Schwarzer Peter, Stifte & Block), Bücher, Seidenschlafsäcke und ein Moskitonetz. Natürlich noch Reisedokumente, Reiseversicherung, Geldtasche mit Kreditkarte, Bankomatkarte und Bargeld, – und das war’s auch schon. (Ein paar Kleinigkeiten habe ich sicher vergessen – die ganze Packliste gibt’s bald auf unserem Blog.)

Ihr schreibt am Blog, ihr habt einen Finanzierungsplan. Könnt ihr euch auch vorstellen, für interessierte Firmen entsprechende Kooperationen auf eurer Route anzubieten?

Klar, immer! Wir freuen uns über jede Zusammenarbeit, die zu uns passt! Und eine gute Nachricht für Firmen, die sich nicht an exotischen Destinationen befinden: Wir kommen in einem Jahr (voraussichtlich – man weiß ja nie) wieder zurück und auch in Österreich / Deutschland gibt es so viele interessante und sehenswerte Orte! Wir lieben die ganze Welt, aber daheim ist es am Ende immer noch am Schönsten!

Was haltet ihr beim Reisen mit Kindern für wichtig? Welche Tipps könnt ihr Eltern geben, die Reisen planen?

  • Offen und flexibel sein – das ist ganz wichtig!
  • Zusammenhalten – gerade auf Reisen gibt es immer wieder Situationen, in denen man an seine Grenze gehen muss.
  • Nicht alles so eng sehen – vieles ist nur halb so wild wie es scheint und es gibt IMMER eine Lösung und einen Weg.
  • Sich einfach trauen – kompliziert sind nämlich meistens nur wir Eltern.
  • Langsam reisen, das ist richtig entspannend und tut allen gut!
  • Sich auf die Kinder einstellen– es müssen nicht immer die Top-Sehenswürdigkeiten sein, auch Spielplätze, Bäche, Wälder können spannend und lohnenswert sein.
  • Realistische Erwartungen an eine Reise mit Kindern haben- ein reiner Erholungsurlaub wird es sicher nicht, aber wahrscheinlich trotzdem ein wunderschönes Erlebnis!
  • Loslassen und einfach die Familienzeit genießen!
  • Und natürlich unseren Blog lesen – da gibt es noch ganz viele andere Tipps und Erfahrungen zum Thema Reisen mit Kindern (vor allem mit kleinem Budget) sowie Reiseberichte, Videos und Kochrezepte! Wir freuen uns über jeden Besuch!

Liebe Martina, lieber Bert, ich danke euch für das ausführliche Interview. Vielleicht habt ihr so manchen Eltern jetzt auch Lust gemacht auf die große Reise. Mir auf jeden Fall! Ich wünsche euch alles Gute und freue mich auf ein persönliches Update im Winter!

Wenn ich euch jetzt tatsächlich Gusto auf eine kleinere oder größere Reise gemacht habe, dann schaut doch erstmal am Blog der Franzls oder auf ihrer Facebook-Seite vorbei. Dort erfahrt ihr noch mehr organisatorisches und vor allem, wie es der Familie gerade geht auf ihrer Weltreise. Hoffentlich bekommt ihr nicht zu arges Fernweh … 😉

Bildquellen: Franzls on Tour

Seit ihr schon mal mit euren Kindern für längere Zeit auf Reisen gegangen? Wenn ja, wohin und wie sind eure Erfahrungen?