Heute steige ich direkt aufs digitale Glatteis. Das allererste Mal in fünf Jahren Bloggen schreibe ich über’s Impfen. Nicht fachlich, nicht als Expertin (weil wer ist das schon). Einfach als Mama, die denkt, Meningitis ist ein wichtiges Thema.
Impfen polarisiert. Noch mehr als Stillen, Beikost und Erziehung zusammen. Impfen ist für viele Eltern ein sehr schwieriges Thema, dass sie meist völlig unvorbereitet trifft. Wir haben ja wenig Ahnung davon, wenn man es genau nimmt. Tatsächlich vertrauen wir meistens aber nicht einmal Ärzten, was dieses Thema angeht. Ich möchte hier allerdings weniger polarisieren, als einfach einerseits Fakten darstellen und meine Sicht erklären.
Letzten Monat habe ich die Presseveranstaltung „Mütter gegen Meningitis“ von GSK besucht, die über Meningitis aufklären sollte. Ja, sie wurde von einem Pharma-Unternehmen organisiert. Nein, man hat dort nicht versucht uns von irgendetwas zu überzeugen, das wir nicht wollen. Vielmehr haben alle Anwesenden bereits ihre Meinung dazu mitgebracht. Es sollte schlicht und einfach über Meningitis, deren Anzeichen, Verlauf und Folgen aufgeklärt werden. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu schaffen, dass Meningitis einen sehr schnellen, schweren und häufig erst sehr spät identifizierbaren Krankheitsverlauf hat, der lebenslange Folgen haben kann.
Deshalb kurz gesagt vorab und weil diese Frage sowieso kommt: Ja, unsere Kinder sind geimpft. Nein, nicht alles. Ja, die für uns wichtigsten Impfungen. Ja, auch Meningokokken. Ich möchte das hier nicht diskutieren.
Meningokokken – was ist das und weshalb ist es gefährlich?
Meningokokken kommen weltweit vor. 5 der Stämme sind als für den Menschen gefährlich eingestuft: A, B, C, W & Y. Meningokokken B kommt in Österreich in der Statistik der Erkrankungen am häufigsten vor.
Meningokokken werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, was bedeutet, man kann sie einfach überall erwischen: U-Bahn, auf der Straße, im Büro oder im Wartezimmer. Außerdem tragen 10 Prozent aller Europäer die Bakterien in sich. Sie können bei Krankheitsausbruch entweder zu einer Sepsis (Blutvergiftung) oder Meningitis (Gehirnhautentzündung) führen.
Das schwierige an an der Erkrankung ist vor allem, dass einerseits besonders schwere Krankheitsverläufe in 8-24 Stunden zum Tod führen können und dass andererseits bis zu zehn Stunden nach Ausbruch kaum eindeutige Symptome erkennbar sind. Frühe Anzeichen der Erkrankung sind oft grippeähnlich, also zum Beispiel Appetitverlust, Übelkeit und Erbrechen, Fieber, allgemeine Schmerzen, schlaffe Muskulatur, weshalb zu diesem Zeitpunkt häufig keine eindeutige Diagnose getroffen wird.
Auch die ab 9 Stunden nach Eintritt der Erkrankung auftretenden klinischen Anzeichen gibt es nicht immer: kalte Hände, Füße und Gliedmaßen, Hautverfärbungen, purpura fulminans (flächige Hauteinblutungen). Verständlich also, dass auch für Ärzte, die selten damit konfrontiert sind eine eindeutige Diagnose oft schwierig ist.
Schwere Verläufe können innerhalb eines Tages zum Tod führen, die Symptome im Endstadion können dabei Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle, Photophobie, Nackensteifheit, Multiorganversagen oder bei Säuglingen auch eine Fontanellenwölbung sein.
„Meningokokken sind von Kinderärzten gefürchtet, da die anfänglichen Symptome unspezifisch und daher schwer zu erkennen sind, aber innerhalb weniger Stunden einen dramatischen Verlauf nehmen können.“ sagt Dr. Günzl beim Event. Deshalb …
… schnell handeln ist wichtig!
Weshalb ich das gerade so genau ausgeführt habe? Weil 24 Stunden einfach ein sehr kurzer Zeitraum ist und wir gerade bei herkömmlichem Fieber oft davon ausgehen, dass es nur Fieber ist und andere Symptome bei einer oberflächlichen Untersuchung leicht übersehen werden. Wie Dr. Günzl beim Vortrag betont, sollten alle Eltern die Merkmale und erste Anzeichen der Erkrankung kennen, um rasch handeln zu können. Gerade die Hauteinblutungen in Form von kleinen (meist dunkelroten bis lila gefärbten) Flecken sind etwas, was in diesem Fall umgehend einem Arzt gezeigt werden muss. Am häufigsten trifft es nämlich jene, die uns nicht sagen können, wie es ihnen geht: Kinder unter einem Jahr, deren Immunsystem einfach noch zu unreif ist, um sich dagegen zu wehren.
Fakten zu Meningokokken Erkrankungen in Österreich 2017*
- Die häufigste Serogruppe in Österreich ist Meningokokken B
- 20 Erkrankungen gab es in Österreich 2018, 12 davon Meningokokken B, 3 Meningokokken C, der Rest verteilt auf die andere Stämme.
- 5 davon waren Säuglinge zwischen 5 und 10 Monaten
- 5 der 20 Erkrankungen verliefen tödlich, 2 davon bei Säuglingen
Natürlich sind das gemessen an der Einwohnerzahl Österreichs immer noch sehr wenige Erkrankungen. Jetzt fragt man sich also: weshalb sollte man bei so einem geringen Risiko impfen? Meine persönliche Frage in diesem Fall ist eher: will ich das Risiko eingehen bei meinem Kind? (Eine persönliche Frage, darauf habe ich keine Antwort! Ich wollte es nicht)
Dr. Schneider arbeitet im AKH auf der Intensivstation und meint als Vater und Arzt (und ja, als Impfbefürworter) aus Erfahrung was das Thema Impfen angeht:“Leider ist es in den letzten Jahren immer wieder vorgekommen, dass in diversen Foren oder Beiträgen aber auch in Büchern massive Unwahrheiten verbreitet werden. Man muss mit den Kindern und deren Eltern das Gespräch suchen und sie fachlich beraten um Unklarheiten und Fehlinformationen aufzuklären und vor allem, um die daraus entstandenen Ängste zu nehmen. Aber unterm Strich soll das Kind einen guten und umfassenden Schutz durch die im Impfplan vorgesehenen Impfungen erhalten, um seinen späteren Lebensweg bestmöglich bestreiten zu können.“
Herdenschutz? Klappt das?
Ich möchte noch einmal betonen, dass Impfen an sich und wogegen geimpft wird eine absolut individuelle Entscheidung ist. Generell kann man sagen, dass beim Impfen eine Durchimpfrate von 90 Prozent einen Herdenschutz gewährleistet. Insofern funktioniert das System bei uns gut. Auch bei der Meningokokken-Erkrankungen trifft zumindest zu, dass die Krankheitsausbrüche von 80 Erkrankungen 2011 bis letztes Jahr auf 20 reduziert werden konnten. Genau das kommt vor allem der jüngsten Risikogruppe unter einem Jahr zugute, die auch am stärksten gefährdet ist. Gerade im Fall von Meningokokken macht es laut Dr. Schneider also entgegen der Bedenken mancher Eltern Sinn so früh wie möglich zu Impfen. Oft werden Meningokokken bei so kleinen Kindern innerhalb der Familie übertragen. Ihr Immunsystem ist annähernd chancenlos dagegen.
Persönliches Fazit und habe ich Tipps?
Ganz eindeutig kann ich hier nicht dazu raten zu Impfen oder nicht. Das überschreitet meine Kompetenz bei weitem. Trotz allem möchte ich allen, die jetzt gerade vor der Entscheidung stehen und sich unsicher sind sagen: informiert euch! Fragt nicht Dr. Google oder Foren nach einer Antwort. Das Internet stellt selten bei kaum einem Thema fachlich untermauerte Meinungen zur Verfügung oder es ist schwer überprüfbar. Fragt euren Arzt und holt noch andere Meinungen ein, wenn das unbefriedigend ist. Fragt befreundete Eltern nach ihren Gründen. Wägt ab, ob diese Gründe auch für euch gut sind oder nicht. Und vor allem wenn ihr nicht impft: kennt die Anzeichen für eine mögliche Erkrankung. Manche sind harmloser als andere, manche enden auch heute noch tödlich. Viele Betroffene leiden ihr Leben lang unter mehr oder weniger schwerwiegende Spätfolgen.

Eine betroffene Mutter erzählt über ihren Sohn
QUELLEN der Fakten & Infos
- *Nationale Referenzentrale für Meningokokken, Jahresbericht 2017 (AGES)
- * Österreichischer Impfplan 2018
- Webseite von GSK zur Aufklärung zur Meningokokken Erkrankung mit Infos zu ersten Anzeichen, Krankheitsverlauf, Risikogruppen, usw. Die Seite ist auch auf Facebook mit immer aktuellen Infos zu finden.
- Mütter gegen Meningitis ist eine weltweite Kampagne zur Aufklärung über Meningitis
- Anne Geddes hat betroffene Mütter fotografiert und zu ihrer Geschichte interviewt, um auf die Wichtigkeit des Themas hinzuweisen. Ich möchte euch auch eines der Videos zeigen:.
Ich möchte das hier gerne genau so stehen lassen und hoffe, ihr trefft eure Entscheidung zu eurer Zufriedenheit. Über sinnvolle Diskussionen zum Thema (egal ob pro oder contra) freue ich mich. Ich behalte mir allerdings vor, untergriffige Kommentare hier unter dem Beitrag nicht zu veröffentlichen. Obwohl es sich bei diesem Beitrag um eine Kooperation mit dem Thema der Kampagne „Mütter gegen Meningitis“ handelt, habe ich entschieden, was ich hier an Informationen anbieten möchte. Es stand mir übrigens auch frei, gar nicht darüber zu schreiben.
Ich danke euch!
Alles Liebe,