Pia* ist zu zweiten Mal schwanger. Ihr erster Sohn ist per Notkaiserschnitt zur Welt gekommen. Im Nachhinein gesehen einer, der vermutlich nicht notwendig war aber glücklich ausging. Nun ist sie wieder schwanger, besser informiert, mehr bei sich selbst denn je und sie erzählt im Interview, weshalb sie sich diesmal eine Hausgeburt wünscht.

Liebe Pia, ich danke dir, dass du dir die Zeit nimmst für meine Fragen. Du bist wieder und zum Zeiten Mal schwanger und ich finde es sehr spannend und mutig, wie du deine zweite Schwangerschaft und Geburt angehst. Vor allem, weil deine erste Schwangerschaft alles andere als ein „Spaziergang“ war und die Geburt so gar nicht wie geplant verlaufen ist. Ich hoffe, du machst mit deinen Worten hier anderen Mamas Mut, auf ihr Bauchgefühl zu hören und sich selbst die selbstbestimmte Geburt zu ermöglichen, die sie sich wünschen.

Hausgeburt nach Kaiserschnitt

Magst du kurz erzählen, wie war deine erste Schwangerschaft für dich? Warst du gerne schwanger? Gab es Schwierigkeiten?

Ich war gerne schwanger, absolut. Leider musst ich aber meinem Wunsch nach einem Kind in meiner Arbeit verheimlichen und ihn negieren, sobald ich danach gefragt wurde. Und dann, endlich war ich schwanger, konnte ich die ersten drei Monate kaum abwarten, bis ich es allen erzählen konnte. Aufgrund der Reaktion meines Arbeitgebers, habe ich mich sehr unter Druck gesetzt gefühlt, was mir auch stark auf die Psyche schlug.

Ich hatte eine starke Übelkeit, die leider nicht wie bei anderen nach 3 Monaten aufhörte. (Anmerkung: ungefähr einer von hundert Schwangeren passiert das leider. Mehr zur anhaltenden Übelkeit könnt ihr hier nachlesen. Ich musste zu Hause bleiben und ging in Frühkarenz. Die meiste Zeit habe ich auf der Couch verbracht, wollte niemanden sehen und hatte das Gefühl in eine kleine Depression zu fallen.

Trotzdem denke ich gerne an meine erste Schwangerschaft zurück und merke wie die jetzige meine ersten Erlebnisse heilt.

Du hattest ja einen Notkaiserschnitt und keinen Wunschkaiserschnitt – es war also alles anders als geplant. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wo dein zweites Kind zur Welt kommen soll und wie?

Ja, es war alles anders als geplant. Trotz privatem Arzt und privater Hebamme. Ein Notkaiserschnitt, der vielleicht nicht sein hätte müssen. Den ich aber als starken Umschwung in meinem Leben sehe. Ich traue mich nun, den Schritt zu wagen und strebe eine Hausgeburt an. Ich bin durch die erste Geburt über mich hinaus gewachsen und weiß, dass die Natur es eigentlich anders geplant gehabt hätte. Unser erster Sohn wird bei der Hausgeburt nicht dabei sein. Nur mein Mann, die Hebamme und ich.

Hat es viel Mut gebraucht oder war es für dich eine klare Entscheidung, dass du dich für eine Hausgeburt entschieden hast?

Lustig, ich denke immer wieder über diesen Moment der Entscheidung nach. In dem Moment als ich zum zweiten Mal schwanger wurde wusste ich, keine zehn Pferde bringen mich wieder in ein Krankenhaus. Ich wollte diese Hausgeburt. Eine sehr gute Freundin von mir hat bereits zweimal zuhause geboren – sie ist für mich die absolute UR-Mama und Mutmacherin. Durch sie bin ich noch stärker geworden und weiss, dass ich an mich glauben muss und an die Geburt selbst. Ja, ich bin so mutig weil ich weiß, dass ich es schaffe, dass wir es schaffen. So habe ich mich auch mit allen Menschen die ich für diesen Prozess brauche umgeben. Neuer Arzt, neue Hebamme und mein Mann, der hinter mir steht in dieser Zeit.

Bist du nach der ersten Schwangerschaft und Geburt einer zweiten Schwangerschaft positiv gegenüber gestanden oder hast du eine Weile gebraucht, um überhaupt wieder über Schwangerschaft und Geburt nachzudenken und dich mit dem Gedanken anzufreunden?

Für mich war klar, dass die erste Geburt mich nicht davon abhalten wird wieder schwanger zu werden. Ich brauchte keine Zeit. Mein Körper und Geist wusste nach der ersten Geburt, dass ich die zweite brauchte um wieder Kraft und Selbstvertrauen zu bekommen. Eine Frau aber auch Mutter zu sein, die geboren wurde um zu gebären.

Was war dein erster Gedanke, als du gemerkt hast, du bist wieder schwanger? Weißt du das noch?

Ich habe mir ungefähr 25 Schwangerschaftstests gekauft und mindesten jeden Tag morgens und abends einen Test gemacht. Ich spürte bereits bei der Befruchtung, dass ich schwanger war. Und der zweite Gedanke war: pack ich das mit zwei Kindern? Und der dritte: diesmal wird es anders, das verspreche ich.

Hausgeburt nach Kaiserschnitt

Macht es für dich einen Unterschied in der Schwangerschaft, dass du diesmal eine Hausgeburt planst? Was ist anders?

Ja, ich bin viel mehr Herrin meiner selbst und gehe nur zu Untersuchungen, die vorgegeben sind, damit ich das Kinderbetreuungsgeld nicht verliere. Ich spüre eindeutig, dass alles in Ordnung ist. Außerdem habe ich mit einem kleinen Wirbelwind gar nicht so viel Zeit darüber nachzudenken. Es wird alles gut und ich weiß ich bin in den besten Händen bei meiner Hebamme, sollte es zu Komplikationen kommen.

War es übrigens schwierig, eine Hebamme zu finden, die eine Hausgeburt nach dem Kaiserschnitt betreut?

Viele gibt es zumindest nicht, die nach einem Kaiserschnitt eine Hausgeburt begleiten. Die können hier in Wien und Umgebung an einer Hand abgezählt werden. Aber ich wusste zu wem ich gehen kann, daher war es recht einfach für mich.

Weißt du noch, wie hat dein Mann reagiert, als du zum ersten Mal von einer Hausgeburt gesprochen hast?

Mein Mann war durch die erste Geburt traumatisiert. Daher war sein erste Reaktion völlig verständlich. Er war total verblüfft und wunderte sich, welches Pferd mich nun geritten hat, dass ich zu so einer Idee komme. Wir konnten doch froh sein, dass bei der ersten Geburt Ärzte und ein OP in der Nähe waren. Ich gebe zu, ich habe mich ohne sein Wissen, bereits mit Büchern und in Spezialgruppen rund um Thema Hausgeburt und Hausgeburt nach Kaiserschnitt, schlau gemacht. Also wusste ich, dass es zuhause weniger Gefahrensituationen gab, als in Krankenhäusern. Mir war aber klar, dass er Zeit und Informationen brauchte, um sich damit anzufreunden. Mir ist auch klar, dass es schwer ist, ihm einfach so mal das Buch „Alleingeburt“ von Sarah Schmidt als Lektüre umzuhängen. Daher haben wir gemeinsam einen Termin mit meiner neuen Hebamme ausgemacht, die sich reichlich Zeit nahm alle, wirklich alle Fragen meines Mannes zu beantworten. Und das Ergebnis war: „Ok, du bist ein bisschen verrückt, aber ich bin dabei!“

Dein Wochenbett wird ja nun zu Hause beginnen und nicht im Krankenhaus. Wie hast du das vorab schon organisiert, dass alles klappt? Was wird anders sein, denkst du?

Das wird spannend. Ich bin auch schon ganz neugierig. Da ich bereits ein Kind habe, wird es wohl nicht so ruhig ablaufen, wie beim ersten. Ich habe jedoch das Glück, dass mein Mann drei Wochen zu Hause sein wird und wir rundherum reichlich Unterstützung haben.

Kurz vor der Geburt, da habe ich bereits alle willigen Köche in unserer Umgebung informiert, wird unsere Tiefkühltruhe gefüllt. So, dass ich selbst, wenn ich alleine mit den beiden Kindern bin, mit Essen versorgt bin. Außerdem habe ich eine liebe Freundin um die Ecke, die uns mit Energiebrot versorgt und uns unseren älteren Sohn abnimmt, sollten wir es brauchen. Aber nicht nur das, unser Besuch weiß, dass wir in dieser Zeit Unterstützung benötigen und daher glaube ich, dass es ruhig verlaufen wird. Aber schauen wir mal wie es wirklich ist.

Ab wann wird der erste Besuch kommen dürfen? Wird es anders sein als beim ersten Kind?

Auch das wird diesmal anders. Familie und Freunde sind darüber informiert, dass wir die erste Woche ganz für uns alleine  haben wollen. Immerhin wird es für den Erstgeborenen auch eine ganz neue Situation. So bekommt er mehr die Zeit, sich mit seinem Geschwisterchen anzufreunden. Vielleicht fällt dann seine Entthronung etwas schwächer aus. Und natürlich auch für uns, wir wollen alle als Familie zu viert ankommen. Anfangs war es natürlich ungewöhnlich als wir unsere Familie darüber informierten, aber sie haben es akzeptiert.

Liebe Pia, ich danke dir für deine Zeit und das Interview. Du hast ja nicht mehr so lange, ich wünsche dir noch eine wundervolle Schwangerschaft und dass dein Wunsch sich genau so erfüllt, wie du es planst!

Im Schnitt kommt in Österreich jedes dritte Baby per Sectio zur Welt. Wiederum ungefähr ein Drittel davon sind Notkaiserschnitte, ein Drittel geplante aufgrund medizinischer Indikation und der Rest Wunschkaiserschnitte. Wie viele der Notkaiserschnitte tatsächlich notwendig waren, … als Laie wage ich hier keine Schätzung. Fakt ist, dass Eingriffe in den natürlichen Geburtsverlauf häufig weitere medizinische Interventionen notwendig machen. Etwas, was bei Hausgeburten nicht vorkommt. Medizinische Interventionen passieren hier tatsächlich nur im absoluten medizinischen Notfall meist per Überstellung ins Krankenhaus oder durch Hinzuziehen eines qualifizierten Arztes. Für alles andere kann sich deine Hebamme zu Hause die Zeit nehmen. Zeit … etwas, das im Krankenhaus nicht selten drängt.

Übrigens noch ein Tipp von mir: man braucht zu Beginn für das Baby viel weniger als man denkt. Eines der Dinge, die ich aber bei jedem Kind vorab schon zu Hause hatte, waren Stilleinlagen. Die braucht man wirklich von Anfang an. Gerade in den ersten Monaten haben sich bei mir Einmal-Stilleinlagen bewährt, weil ich wirklich starken Milchfluss hatte (waschbare sind mir immer „ausgeronnen“). Ich bin dann erst später auf solche aus Seide/Baumwolle umgestiegen.

*der Name wurde geändert, weil Pia anonym bleiben möchte.

Hausgeburt nach Kaiserschnitt: eine Mama erzählt im Interview, weshalb und wie sie eine Hausgeburt plant und wie es ihr dabei geht. Sie gibt Tipps zur Hebamme und zur Geburtsvorbereitung #kaiserschnitt #geburt #schwangerschaft #schwanger