Heute geht es im Geschichten-Adventkalender um Essen. Aber worum soll es sonst gehen, wenn zwei passionierte Köchinnen wie Iris und Katha vom Blog Babyspeck & Brokkoli am Werk waren … 😉 Achtung: Beim Lesen bekommt ihr vielleicht Hunger!

Katha_BabyspeckundBrokkoli„Papa!“ „Ja, was ist denn?“ „Papa, ich hab Hunger“, ruft Toni. „Na gut, dann lass uns schnell was Schönes kochen, ok?“ Toni steigt vor Freude ein Grinsen ins Gesicht. Kochen findet er toll. Und erst recht mit seinem Papa. Denn mit ihm ist es immer was ganz Besonderes. Zuerst dreht Papa die Musik auf. „Alles schmeckt besser, wenn es im richtigen Rhythmus gemacht wird. Und mit der richtigen Melodie“, sagt er immer. Dann schnappt Papa den Kochlöffel und wird ganz geheimnisvoll: „Kochen ist Magie und dieser Kochlöffel unser Zauberstab. Man muss nur die geheimen Zutaten kennen, mit dem Zauberkochlöffel umrĂŒhren und dabei die magische Formel sagen. So wird jeder gewöhnliche Topf zu einem Zauberkessel und das Essen schmeckt doppelt so gut.“ Und dann darf Toni bei allem helfen, wenn er mit Papa kocht. Sogar beim Schneiden. Die meisten Menschen sagen, er sei noch zu klein fĂŒr ein Messer. Aber sein Papa findet das nicht.

„Soooo, was machen wir denn Gutes?“ Toni hat keine Idee. Er weiß bloß, dass er schon ein klein wenig hungrig ist. Aber beim Kochen mit Papa hĂ€lt er noch ein bisschen durch.„Ich hab’s“, ruft Papa, „wir machen ein Wokgericht. Aber nicht irgendeines. Ein ganz besonderes. Heute machen wir einen Wok voll Sonnenschein. So ein fröhliches Essen zaubert uns bestimmt ein LĂ€cheln ins Gesicht.“

Voller Energie machen sich die beiden ans Werk. Papa holt das GemĂŒse aus dem KĂŒhlschrank und Toni darf es schĂ€len, schneiden, wĂŒrzen und in die Pfanne werfen. „Nur noch ein paar Minuten“, sagt Papa, „dann ist unser Wok voll Sonnenschein fertig. Der wird so richtig lecker werden!“

„Ringring! Ring!“, macht es plötzlich. „Oh, die TĂŒrklingel. Toni, das Paket ist da, auf das ich schon so lange gewartet habe.“ Papa eilt zur TĂŒr, um dem Postboten zu öffnen. „Puh, das ist aber schwer“, meint er, als er einen riesengroßen Karton in Richtung Wohnzimmer schleppt. „Das ist das Geburtstagsgeschenk fĂŒr deinen Bruder – das U-Boot zum Selberbauen, das er sich so sehr wĂŒnscht. Ich dachte schon, es kommt zu spĂ€t und wir mĂŒssen seinen Geburtstag ohne Geschenk feiern.“ Papa stellt das Paket auf dem Wohnzimmerboden ab. „Ich mache es gleich auf und schaue, ob auch nichts kaputt gegangen ist.“ Sofort beginnt er mit dem Auspacken. Toni wartet einstweilen in der KĂŒche. Der Hunger wird schließlich immer grĂ¶ĂŸer und der Wok voll Sonnenschein duftet ganz köstlich wĂ€hrend er sanft vor sich hin brutzelt. Ein richtiges Papa-Zauberessen eben.

Doch langsam verĂ€ndert sich etwas auf dem Herd. Das Brutzeln des GemĂŒses klingt plötzlich nicht mehr sanft, es zischt und blubbert und hin und wieder spritzt auch etwas aus dem Topf heraus. Auch der Geruch ist nicht mehr so angenehm wie vorher. „Papaaaa“, ruft Toni, „da stimmt was nicht. Was ist denn mit unserem Essen los?“ „Oh nein!“, Papa springt auf wie von der Tarantel gestochen und sprintet zum Herd, „ich habe mich so ĂŒber das Paket gefreut. Da habe ich ganz auf unseren Wok vergessen. Unser Essen ist angebrannt!“ Schnell schaltet er den Herd aus und zieht die Pfanne herunter. „Auaaaaaaaa!!!!!!!“ Jetzt hat sich Papa auch noch die Finger verbrannt und zu allem Überfluss fliegt ihm „krachbumm“ der Wok aus der Hand und das kohlrabenschwarze GemĂŒse verteilt sich auf dem KĂŒchenboden.

„Ohje“, denkt Toni, „das gute Essen.“ WĂ€hrend Papa seine verbrannten Finger mit kaltem Wasser kĂŒhlt, bemerkt Toni erst, wie hungrig er mittlerweile ist. Sein Magen knurrt und sein Bauch zieht sich schon ganz unangenehm zusammen. In der KĂŒche sieht es aus wie nach einer Katastrophe. „Hier kann man eigentlich nur noch mit Sturzhelm rein“, sagt Papa. „Jetzt mĂŒssen wir aber ordentlich aufrĂ€umen. Kochen können wir hier erst einmal nicht.“ Nichts kochen? Das heißt doch auch nichts essen! Bei dem Gedanken wird Toni fast ein bisschen weinerlich. Sein Bauch tut mittlerweile schon richtig weh vor Hunger: „Papaaa. Papaaaa. Ich mag nicht mehr warten. Ich hab Hunger! Ich will jetzt etwas essen! Papa, sofort! Bitteeeee!“

Papa kratzt sich am Kopf und schaut ratlos. „Ich weiß auch nicht, Toni. Iss erst einmal ein paar Hirsekringel. Die vertreiben den Ă€rgsten Hunger bis wir hier aufgerĂ€umt haben. Vielleicht fĂ€llt uns dann noch etwas Tolles ein.“ Etwas grummelig schnappt sich Toni die Dose mit den Kringeln. Er hatte sich so auf den Wok voll Sonnenschein gefreut und das Kochen mit Papa hat so viel Spaß gemacht. Und jetzt ist alles kaputt und das schöne Essen im MistkĂŒbel. Toni ist zum Heulen zumute.

„Was tun wir denn jetzt wirklich, Papa“, will Toni schließlich wissen, „unser KĂŒhlschrank ist doch fast leer. Was können wir denn jetzt noch kochen?“ „Ich hab’s“, ruft Papa und springt auf. „Jetzt kochen wir doch noch was richtig Tolles! Wir kochen ein Ei!“ „Ein Ei???“ Toni kann es gar nicht glauben. Wieso denn ein Ei? Das ist mit Sicherheit nicht so toll wie der Wok voll Sonnenschein. Gar nicht magisch, gar nicht zauberhaft und auch sicher nicht geheimnisvoll! Doch Papa ist fest ĂŒberzeugt. „Schau mal Toni, hier haben wir unseren Zauberkessel, und da ist unser Zauberkochlöffel“. Als er die Eier ins kochende Wasser legt, greift er Toni sanft auf den Bauch und murmelt die Formel. „Das war die Geheimzutat“, sagt er dann. „Aber Papa, du hast doch nur die Eier in den Topf gegeben! Ich habe keine Geheimzutat gesehen! Du schwindelst mich an“, protestiert Toni. Aber Papa lacht nur fröhlich, „warte nur, du wirst schon sehen!“

Endlich sind die Eier fertig. Toni kann sich noch immer nicht vorstellen, was daran jetzt so magisch sein soll. Aber als er sie probiert, schmecken sie ganz toll – genauso, wie es Papa versprochen hat. „Papa, das sind die besten Eier auf der ganzen Welt! Wie hast du das gemacht?“ Toni kann gar nicht genug kriegen und steckt sich genĂŒsslich einen Bissen nach dem anderen in den Mund. „Jetzt sag schon, Papa, was war denn die Geheimzutat?“. Papa lacht schelmisch. „Hunger, Toni. Die geheime Zutat war Hunger. Was wir mit dem Zauberkochlöffel kochen, schmeckt doppelt so gut. Aber wenn du noch einen BĂ€renhunger hinzufĂŒgst, dann bekommst du das beste Essen auf der ganzen Welt!“

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Ein Wok voll Sonnenschein_Iris Gamsjaeger