Stillen. Eines der Mama-Themen mit dem oft ein Lastwagen voll Bashing und Shaming kommt. Konträre Einstellungen und Meinungen anderer Mamas scheinen hier schwer zu akzeptieren. Urteile werden gefällt und Schubladen weit aufgemacht und zugeknallt, dass es anderen weh tut. Das Zauberwort wäre hier wie so oft einfach: Akzeptanz.
Wenn du Lust hast, hör doch unsere Podcast Episode zum Thema Stillen. Petra und ich sprechen über unsere Erfahrungen und wo wir Probleme und Lösungen sehen. Zusätzlich habe ich hier ein paar meiner und eurer Gedanken zusammengefasst.
„Es hat dich keiner gefragt!“
Ja, ist schockierend. Aber um ehrlich zu sein, wenn eine andere Mutter deine Meinung hören möchte, dann fragt sie dich vermutlich danach. Wenn sie Hilfe braucht, ebenfalls. Und wenn nicht, dann bist du hoffentlich eine feinfühlige Freundin und tust das richtige. Stillen spaltet Mütter wie kaum in anderes Thema. Langzeitstillen, ein bisschen Stillen oder Fläschchen geben, im Prinzip ist alles ok, was gut für Mama und Kind ist.
Stillen | So war es bei uns
Ich habe drei Kinder gestillt. Die älteste knapp 10 Monate, die jüngste über eineinhalb Jahre. Während die älteste irgendwann Pre-Milch bekommen hat, haben die beiden anderen niemals Pre-Milch gesehen. Zwar mochten sie Fläschchen, aber, aber es gab irgendwann verdünnte Kuhmilch oder Sojamilch. (Zur ganzen Abstill-Geschichte geht es hier entlang)
Das Stillen ist mir immer leicht gefallen, es gibt hier also keine „wie schmerzhaft Stillen sein kann“ Geschichte. Ich weiß, das es vielen anderen Mamas so geht, aber so war es hier eben nicht. Auch unsere erste Tochter ist kurz nach dem Schlüpfen einfach zur Brust gerobbt, hat angedockt und friedlich genuckelt. Ich habe mich vorab weder umfassend mit dem Thema Stillen beschäftigt noch Angst gehabt, dass ich das nicht schaffe. Ich habe einfach auf den Urinstinkt vertraut und es hat einfach geklappt.
Und wie war es bei euch?
Weil es bei mir eben keine stressigen Stillgeschichten gibt, habe ich euch auf Instagram nach euren Stillgeschichten gefragt und wirklich, es waren einfach so viele unglaublich verschiedene Geschichten: Langzeit stillende Mamas, gar nicht stillende, ein paar Monate stillende, gemischt Stillen und Fläschchen. So viele Geschichten, teils wunderbar, teils solche, die ich mit Pipi in den Augen fertig gelesen habe. Manche waren so simpel wie meine eigene, andere genau umgekehrt.
Eines ist aber klar, wenn man sich all diese Geschichten ansieht. Ein wenig mehr Toleranz gegenüber anderen Mamas würde es vielen so viel einfacher machen. Nicht jede Fläschchen-Mama stillt, weil sie das vorab so wollte. Viele haben sich abgemüht und teils unter Schmerzen alles versucht oder sie hatten einfach eine schlechte Beratung. Das schlechte Gewissen ist auch noch nach Jahren da, überwiegen, weil es beim Nicht-Stillen viele Vorwürfe von Außen gibt.
Umgekehrt ist es wunderbar, dass so viele lange stillende Mamas keinen Cent darauf geben, was andere davon halten. Fünf Jahre ist übrigens die längste Stillgeschichte, die mir eine Mama geschickt hat, die kürzeste hat niemals begonnen.
Eure Geschichten
Ich kann eure Geschichten gar nicht in meinen Worten so wunderbar wiedergeben wie ihr es könnt. Deshalb gibt es hier einige Auszüge aus euren Nachrichten:
„Ich hab alle drei Kinder gestillt und stille die Mini ja immer noch … Ich wollte das immer können. Die zwei Großen habe ich sechs Monate voll gestillt und mit einem Jahr haben sie sich selbst abgestillt. Es hat super geklappt, leider nicht von Anfang an. A. wollte/konnte am Anfang nicht so richtig und wenn ich mich da an die Hebamme gehalten hätte, hätte ich das Stillen sofort beendet. Ihrer Meinung nach MUSS es funktionieren. Sie hat damals an mir und meiner Brust rumgezerrt, dass ich der Meinung war, erst wenns weh tut, trinkt sie.
Zu Hause habe ich mir dann die Zeit genommen und mit A. Uns mir „trainiert“ und siehe da: ohne Probleme.
S. und T habe ich generell gleich die notwendige Zeit gegeben und auf der Frühchenstation gar nicht probiert. Obwohl das die Ärzte gerne gehabt hätten. Aber ich wollte nicht, dass wieder jemand an uns rum zerrt. Bei beiden habe ich es dann wieder in Ruhe zu Hause geschafft.“
Übrigens ihr Tipp (ein wirklich guter) zum Stillen, wenn man eine große Brust hat: Ein Spucktuch unter die Brust schieben, dadurch ist die Brust höher und es klappt einfacher.
Generell ist viel Rückmeldung dazu gekommen, dass das wichtigste beim Stillen der Rückhalt aus der Familie und durch Hebamme und Ärzte ist. Gerade bei letzteren ist es leider oft schwierig, wirklich Rückhalt zu finden. Schnell wird empfohlen, auf Fläschchen umzusteigen oder wenigstens Zuzufüttern. Die Diagnose: „geht halt nicht“ ist rasch gestellt.
Eine Mama schreibt auch:
„Hatte zwei furchtbare Stillerfahrungen, nur Schmerzen und entzündete Brustwarzen. Beim ersten habe ich nach vier Wochen das Handtuch geschmissen, beim zweiten nach drei Monaten. Mir ist da eine Hebamme zur Seite gestanden. Hat mich sehr fertig gemacht, dass ich nicht länger gestillt habe. Habe heute noch ein schlechtes Gewissen. Besonders das Umfeld mit seinen mit seinen Kommentaren macht einem da zu schaffen. A la „das arme Baby muß in so einem Alter schon Flasche trinken, Muttermilch ist ja viel gesünder …“ Mein Baby war damals 14 Tage als, ich hatte so offene Brustwarzen, dass ich geblutet habe, starke Schmerzen beim Stillen und kaum Milch. Ich war so froh, nicht anlegen zu müssen …“
Ja, leider. Eigentlich geht es ja keinen etwas an, oder? Um ehrlich zu sein, selbst wenn du es nicht ok findet, dass eine Mama nicht stillt, dann ist das nicht das Problem der nicht stillenden Mutter sondern dein eigenes. Du weißt nicht, weshalb sie nicht stillt und wie es dazu gekommen ist. Meistens kennst du die Umstände nicht und ob sie das überhaupt so wollte. Deshalb meine Bitte an dieser Stelle: behalte deine Meinung für dich und frage die Mama lieber, wie du ihr helfen kannst.
Wie gut Stillen funktioniert hat, denke ich, hat viel damit zu tun, wie die frischgebackene Mama von anderen unterstützt wird und wie viel Rückhalt und gute Beratung sie hat. Viele von euch haben in Wien die Hebammenzentren empfohlen zur Beratung. Witzigerweise würden die meisten nicht auf ihren Kinderazt hören, was das Stillen angeht. (Ich auch nicht.)
Noch eine sehr ehrliche Stillerfahrung ist in meinem Postfach gelandet:
„Ich habe Stillen gehasst. Wenn ich nur daran denke, wird‘s mir anders! Dabei hatte ich keine Probleme. Hatte trotz KS super geklappt. Aber Kind hat so gepratzelt. Und gefühlt dauergesaugt. (…) Ich habe nach fünfeinhalb Monaten abgestillt von einem Tag auf den anderen. Ich habs‘s nicht mehr auisgehalten und wurde immer ungehaltener. Und ungeduldiger beim Stillen. Geblieben ist minus eine Körbchengröße, größere Brustwarzen und Stehnippel. Ich beneide alle, die Stillen toll fanden.“
Natürlich habe ich auch wirklich schöne Geschichten von euch bekommen! Frauen, bei denen es ebenso einfach und lange geklappt hat wie bei mir. Was ihnen am meisten geholfen hat, war das Umfeld, Verständnis und sehr oft die kompetente Unterstützung von Hebammen und Stillberaterinnen. Was auch hilft ist, ist und Frauen auf unseren Instinkt vertrauen zu lassen. Wir wissen meistens, was das beste für uns und unser Baby ist. Und wir können um Hilfe bitten!
Was uns all diese Geschichten zeigen?
Jede Stillgeschichte ist anders, jede ist individuell. Woran es wirklich fehlt ist nicht das Bewusstsein, dass Stillen das beste für das Baby ist, sondern an guter Beratung UND Begleitung, wenn es nicht so klappt, wie man es sich vorgestellt hat oder wünscht. Und zuletzt an mehr Akzeptanz dafür, wie Mütter es handhaben. Denn egal ob jemand fünf Jahre Stillt oder vier Monate, meist steckt eine Geschichte dahinter und als Außenstehender weiß man einfach nicht, ob es eine schöne oder schmerzvolle Geschichte war. Es steht uns einfach nicht zu, anderen Müttern unser „Urteil“ unter die Nase zu reiben.
Ich wünsche mir
… mehr Akzeptanz, keine Urteile und die Möglichkeit für für gute Betreuung für jede Mama, die es braucht. Infos zu Stillberaterinnen und Stillgruppen findet ihr für Österreich übrigens HIER (IBCLC) oder auch HIER (La Leche Liga), für Deutschland HIER (La Leche Liga) oder HIER (IBCLC).
Und jetzt hör noch in unsere Podcast-Folge rein! Shame on you, wenn du das noch nicht gemacht hast 😉
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Stillen ist Liebe – Flasche geben auch! Eure Stillgeschichten, meine Stillgeschichte und eine ganze Podcast Folge, die klar machen soll, worum es wirklich geht bei diesem Thema! FUCC Family under Constant Chaos – dein Familienpodcast.
[…] nach dem Kind richten, sondern auch nach der Mutter. Meine Geschichte könnt ihr übrigens auch hier am Blog nachlesen – inklusive unserer Podcastfolge zum Thema. Fotocredit oben: Photo by Dalila […]