Ich habe ganz entzückende Kinder. Wirklich. Sehr. Aber manchmal, da könnte ich sie einfach direkt an die Wand kleben. Mit Schwung. Im Auto zum Beispiel. Mach ich natürlich nicht.

Bitte fragt mich nie wieder, warum ich nicht mit meinen Kindern im Auto, sagen wir mal nach Italien, in den Urlaub fahren möchte. Nie wieder! Ganz chillig einfach den Kofferraum bis zur Dachkante voll laden und los geht’s. VIEL BESSER als Fliegen, sagt man. Weil von Haustür zu Haustür. Bei euch vielleicht …

Unsere Kinder sind sonst ja schon keine Engerl. Außer natürlich, sie wollen etwas von mir. Aber im Auto sind sie wahre Höllenbabys. Sie treiben mich in den Wahnsinn, lassen mich an die Decke hüpfen und sie gedanklich aus dem Fenster halten. Mein Kopfkino in solchen Situationen ist abartig und ich bin froh, dass ich nicht am Steuer sitze. Sonst würde ich vielleicht blind vor Wut noch den nächsten Strommasten ansteuern.

Nein, ich weiß echt nicht, wie das kommt. Zuckersüß steigen sie ins Auto. Kaum gehen die Autotüren zu, schlüpfen kleine Rowdies aus ihnen raus. Am Donnerstag Nachmittag sind wir mit Oma und Opa nach Niederösterreich gefahren. Ungefähr eine Stunde Autofahrt je Richtung. Oma und Opa vorne, ich hinten zwischen den Kindersitzen. Autotür zu und los geht’s. Harmlos zuerst: „Ich hab Hunger!“ „Sind wir schon da?“ (Echt, das sagen nicht nur Kinder im Film …) „Mir ist langweilig!“ Gut, dann singen wir. Opa mag nämlich kein Radio im Auto, aber da muß er jetzt durch. Wenn es keinen Drachen Kokosnuss gibt, wird eben gesungen.

Und dann drehen sie richtig auf. Dauerhunger stellt sich ein. Ich komme nicht mit dem „Füttern“ nach.  Dann geht mir die Notfallration Reischips aus. Die beiden fangen an, sich über mich hinweg um das Trinken zu prügeln. Das kleine Fräulein tickt aus und schüttelt sich wie wild im Sitz. Sie fängt an, den Sitzbezug runter zu fummeln. Macht das Kippfenster auf und zu. Kickt gegen den Fahrersitz – das findet Opa besonder toll. Tritt die Tür. Fängt an mit Dingen zu werfen und zu brüllen. Will sich den Gurt um den Kopf wickeln oder überhaupt gleich abschnallen. Dann kommt die Kreisch-Arie. Yeah! Die kleine Schwester macht ihr synchron mindestens die Hälfte aller wirklich blöden Dinge nach. Gleichzeitig gibt es Dauerbeschallung in Stereo. Ein Nachmittag in einer japanischen Patchinko-Spielhalle ist ein Dreck dagegen. Als Ausgleich dafür brauche ich jetzt mindestens drei Yogastunden und eine Massage.

Was ich definitiv nicht brauche ist eine leider unabwendbare Rückfahrt. Es gibt weniger Gekreische, aber ich verbringe die Zeit damit das große Kind links von mir darauf hinzuweisen, dass Opa irgendwann vielleicht gegen einen Baum fährt, wenn sie ihn dauernd absichtlich tritt, dass Abschnallen gefährlich werden kann und dass es unmöglich ist, im Dunkeln nach ihrem runtergefallenen Strohhalm zu suchen. Ich kann Multitasking ganz gut, deshalb gibt es zeitgleich für das „Baby“ mein gesamtes Kinderlieder-Repertoire rauf und runter. Als mir nichts mehr einfällt, kommt auch noch „What shall we do with the drunken Sailor“ dran.

So. „Wooooooozaaaaaa“. „Ohm“ Der beste Gatte darf an diesem Abend die Kinder niederlegen. Ich bin übersättigt und brauche Auslauf. Den nutze ich, um Sushi zu holen. Ein Küsschen und alles wieder gut. Morgen ist ein neuer Tag.