Ein Kind ist kein Kind! Fix! Es ist so. Zumindest, wenn man mehr als eines hat. Alle Mehrkindmamas kennen das. Mit nur einem Kind, das ist für mich wie Urlaub auf einer Insel der Seeligen. Aber auch meine Töchter genießen es, mich mal für sich alleine zu haben. Aus verschiedenen Gründen.
Als die große Schwester vor dem Sommer mit Oma und Opa im Urlaub war, ist der kleinen Schwester zu Hause alleine mit mir offenbar der Knopf aufgegangen. Die plappert seither nämlich den ganzen Tag unerlässlich. ich wusste gar nicht, dass sie so viel reden kann am Stück. Sie erzählt ganze Geschichten und ich weiß auch, weshalb: es unterbricht sie mal niemand! Sie war in dieser Zeit auch ausgeglichen und entspannt, hat nicht rumgebrüllt und war nicht gemein zu irgend jemandem.
Und ich? War ausgeglichen wie schon lange nicht. Keiner brüllt mich an, keine brüllt sich gegenseitig an. Ich hatte quasi Urlaub. Das war ja auch noch, bevor das Baby zur Welt kam. Entspannung pur. Zum Anziehen für den Kindergarten haben wir statt zwei Stunde damals plötzlich nur eine gebraucht. Oh mein Gott, bedeutet das eigentlich, dass wir dann mit drei Kindern drei Stunden brauchen werden in der Früh?
Zwei Wochen lang flog kein Essen durchs Zimmer, keine leeren Tassen und auch keine gefüllten Kakaotassen. Echt, das kam vor. Das braune Zeug klebt echt widerlich.
Es war friedlich.
Es war ruhig.
So ist das also mit nur einem Kind.
Hatte ich schon vergessen.
Weshalb ich Exklusivzeit für wichtig halte
Vor allem ältere Geschwisterkinder stehen immer in Konkurrenz mit dem jüngeren Kind, was für sie ziemlich stressig ist. Kinder brauchen auch ein wenig individuellen Raum ohne ihre Geschwister, um sich besser entfalten zu können, da sie ja letztlich auch durchaus unterschiedliche Interessen haben. Auch bei uns ist es sicher so, dass die Interessen einer Tochter manchmal zu kurz kommen, weil die andere einfach lauter ist als sie. Auch wenn es nur für kurze Zeit ist, aber voneinander getrennt können sie unbeeinflusst auch mal das tun, was ihnen wirklich alleine Spaß macht.
Nun sind wir also zu dritt und die Zeit, die ich für jede einzelne Zuckerschnecke zur Verfügung habe ist noch knapper als früher. Ich bin immer noch der Meinung, jedes der Mädels braucht Exklusivzeit mit mir, auch wenn sie diese momentan mit der Babyschwester teilen muß. Ich kann ihr in dieser Zeit meine absolute Aufmerksamkeit schenken, werde nicht unterbrochen, kann Dinge zu hundert Prozent mit ihr teilen. Ich hoffe natürlich auch immer, dass sie sich von mir gesehen fühlt, wenn ihre Schwester da ist. Aber Mehrfacheltern werden verstehen, was ich meine: eines der Kinder kommt meistens zu kurz. Unbewusst, ganz einfach, weil das andere fordernder, lauter und energischer ist, seinen Teil oder sogar mehr einzufordern.
Exklusivzeit. Aber bitte nicht um jeden Preis!
Wenn es aufgrund mangelnder Betreuungsalternativen für das zweite (oder dritte) Kind nicht möglich ist, Exklusivzeit einzuplanen, brauchst du sicherlich kein schlechtes Gewissen haben. Denn um jeden Preis musst du nicht Zeit mit jedem einzelnen Kind verbringen. Wenn es dich stresst, lass es lieber, denn das bekommt dein Kind mit und macht ja auch nur halb so viel Spaß! Nicht jeder hat Oma, Opa oder andere Verwandte an der Hand, die einspringen können, nicht jeder hat fexible Arbeitszeiten.
Außerdem stellt einen jedes weitere Kind vor eine Herausforderung, was Exklusivzeit angeht. Was bei zwei Kindern noch leicht zu managen ist, wird bei drei oder vier schon deutlich schwieriger.
4 Ideen für Exklusivzeit mit meinen Kindern
Aber wie stellt ich das nun an? Mehrere Kinder stellen Eltern vor eine schwierige Aufgabe, denn die Zeit mit den Kindern ist natürlich nicht unendlich verfügbar – auch wenn das wundervoll wäre. Außerdem müssen alle Kinder gut versorgt und betreut sein. Sie sind ja noch nicht in einem alter, in dem ich sie mal länger alleine zu Hause lassen kann. Weder gemeinsam noch alleine. Deshalb habe ich ein paar auch bereits erprobte Ideen zusammengestellt, wie du deinen Kindern Exklusivzeit mit dir bieten kannst. Wichtig ist eigentlich nur, dass alles gut organisiert ist – mit steigender Anzahl der Kinder wird das natürlich immer essentieller 😉
1. Der Wünsch dir was (Nachmit-)Tag
Der „Wünsch dir was Tag“ ist stark abhänging von den eigenen Zeitressourcen. Da ich selbständig bin und in der glücklichen Lage Omas und Opas als Unterstützung zu haben, kann ich das aber regelmäßig an Nachmittagen umsetzen.
Kinder haben oft ganz simple Wünsche. Das letzte Mal, als ich die große Tochter gefragt habe, was sie machen möchte (frei wählbar), wollte sie mit mir alleine Einkaufen gehen. In den Supermarkt. Danach ein Eis essen. Danach Uno Spielen und am Ende eine Folge ihrer Lieblingsserie ansehen. Mit mir alleine. Ihr seht, viel braucht es also meist nicht.
Die Regeln sind ganz einfach: Kind aus dem Kindergarten abholen oder wer so viel Zeit hat auch mal einen Vormittag aus dem Kindergarten zu Hause lassen und es fragen, was es sich für den Tag oder Halbtag wünschen würde. Ohne Kompromisse. Einschränkungen müssen vorher abgesprochen werden und gut begründet sein – sonst ist es nicht logisch, dass das Kind sich wünschen darf, was es will und ihr „NEIN“ sagen dürft. (Zur Erklärung: ein „nein“ zu Schwimmen gehen, wenn ich einen Schnupfen habe, wäre nachvollziehbar und kann sogar vorab kommuniziert werden.)
2. DIE halbe Stunde am „Geburtstags-Tag“
An welchem Tag haben eure Kinder Geburtstag? Unsere am 6. und am 16. Jeden Monat gibt es ab sofort an „ihrem Tag“ eine halbe Stunde extra vor dem Schlafen gehen. Eine halbe Stunde, in der sie sich alleine aussuchen dürfen, was sie ganz alleine mit uns machen wollen – ohne Schwester, die geht einstweilen ins Bett. Nur sie alleine. Etwas erzählen, Kuscheln, Karten spielen aber auch Serien schauen wäre ok, wenn sie sich das wünscht. Ihre halbe Stunde mit Mama und Papa gehört ihr. Das schöne daran: das lässt sich auch mit mehr als zwei Kindern gut umsetzten und man braucht dafür keine Unterstützung von anderen.
3. „Getrenntes“ Freizeit-Programm
Der gemeinsame Turnkurs letztes Jahr war schon sehr praktisch. Für mich. Die Mädels sind immer zusammen geklebt. Die jüngere Schwester musste mit den Freunden der älteren mit. Unfair eigentlich. Fand ich wenigstens.
Nicht immer ist gemeinsames Programm für alle Kinder altersgerecht möglich und richtet man sich danach, so ergeben sich manchmal automatisch kleinere Auszeiten von den Geschwistern. Bei uns ging lange Zeit zum Beispiel die Oma nur mit der Großen zum Kasperl, weil das Sandwichkind einfach noch zu klein dafür war. Während mittlerweile beide ins Kasperltheater gehen, haben sie nun getrenntes Freizeitprogramm nach ihren Vorlieben (Singen, Karate) so weit es für mich managbar ist. Ich möchte mich nicht zerteilen müssen, aber wenn es geht, richte ich mich nach ihren Interessen. Und dann genießen wir einen Mama-Tochter Nachmittag während die Schwester bei Oma ist.
4. Auch kurze/kleine Exklusivzeiten sind schön!
Hier teilen sich die beiden älteren Mädchen ein Zimmer. Sie kleben also tatsächlich eigentlich immer aneinander, außer im Kindergarten. Ein Grund mehr, weshalb ich ihnen jede Minute Freiraum ohne die Schwester gönne und versuche, ihnen so oft wie möglich Exklusivzeit zu schenken.
Nicht immer müssen das ein paar Stunden sein. Meist ist es ja so, dass wenn Mama etwas macht gleich beide Schwestern mitmachen wollen. Besonders schön ist es aber für sie, wenn sie zum Beispiel ganz alleine mit mir Kochen, Vorlesen, Basteln oder irgendetwas machen, was wir sonst nur alle gemeinsam machen. Solche kleinen Exklusivzeiten lassen sich sicherlich auch öfter regelmäßig bis sogar täglich umsetzten als längere. Dass sich ein Kind darüber beschwert, dass das andere wieder mal dran ist, wird sich geben, wenn sie jeweils vertrauen können, dass sie abwechselnd ihre Zeiten mit dir bekommen.
Wie ist das bei euch? Schenkt ihr euren Kindern Exklusivzeit?
Wie löst ihr das mit mehr als zwei Kindern?
Danke für diesen Beitrag!
Das ist so wichtig – damit kein Kind empfindet, dass es zu kurz kommt. Das kann lebenslang prägen – auch wenn es gar nicht der Realität entspricht, sondern nur so ein Gefühl ist.
Es muss gar nichts Großes, kein teurer Ausflug sein – kleine Dinge reichen. Wichtig dabei ist, Exklusivzeit auch wirklich als solche zu benennen – „Das machen jetzt nur wir beide allein.“ Und im besten Fall auch dokumentieren: ein Foto machen oder aufschreiben, damit sich das Kind später daran erinnern kann. Das hab ich vor kurzem bei einem Seminar der Lebenshilfe gelernt. Dort ging’s um Geschwisterkinder von behinderten Kindern – aber ich denke, das gilt genauso für alle anderen Geschwisterkinder auch.
Dokumentieren! Ja, das ist eine gute Idee! <3 Ja, das gilt sicher für alle Geschwisterkinder. Meine Große ist da besonders empfindlich und ich kämpfe sehr damit, dass sie auf keinen Fall das Gefühl hat zu kurz zu kommen! Danke!
Die Idee mit der halben Stunde im Monat und finde ich sehr schön. Noch hat unsere Große den Abend für sich allein, da die Kleine schon schläft, aber wenn sie älter sind, können wir das einführen. 🙂
Diese Woche gönne ich mir das erste Mal seit einem Jahr mal einen ganzen Tag mit meiner 3-Jährigen, da die Kleine nun von einer Tagesmutter betreut wird. Sie wünscht sich mit mir ins Schwimmbad zu gehen. Ich habe ihr auch schon angekündigt, dass dies nur geht, wenn sie vorher nicht noch krank wird. Ich freue mich schon auf unseren gemeinsamen Tag! Die Zeit mit ihr fehlt mir sehr. Oft liegt die Aufmerksamkeit auf der Einjährigen, auch wenn ich da schon sehr drauf achte…
Ich habe mir das ganz oft gedacht, als unsere mittlere Tochter zur Welt gekommen ist und es hat mir so leid getan für die Große. Vor allem hatte sie mich ja zwar zwei Jahre ganz exklusiv, aber das weiß sie so ja nicht mehr. Sie fühlt es noch und denkt jetzt, sie kommt zu kurz. Das war der Grund,w eshalb ich begonnen habe, mir Gedanken dazu zu machen. Mittlerweile fordert sie UNSERE Zeit auch schon aktiv ein <3