Ich gehe ja derzeit nicht ins Büro. Erstens, weil ich nicht mehr in der Agentur arbeite. Zweitens, weil ich sowieso noch in Karenz bin und drittens, weil ich mittlerweile selbständig bin und im Home Office arbeite. „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ (kurz: #wmdedgt) ist also eine durchaus berechtigte Frage, weil „Home Office“ für viele ein sehr mythischer Begriff ist. Leider gibt es heute keinen ganz normalen Arbeitstag von mir. Es war nämlich alles ganz und gar untypisch.
Normalerweise läuft das ja alles ganz anders. Wir stehen um sieben auf, ich schupfe die Kinder in den Kindergarten und fahre entweder zu einem Termin oder nach Hause an den Schreibtisch. Das mach ich gerne, denn Aufräumen oder putzen ist bekanntlich nicht so mein Ding. Also lieber Arbeiten.
Aber heute? Beide Kinder zu Hause, eines davon krank. Ihr glaubt doch nicht, dass da auch nur irgendetwas weitergeht. Nicht mal die Waschmaschine …
„Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ heute so …
6:30. Uhr Herrn L’s Wecker läutet. Ist noch nicht unserer. Trotzdem springt das ganz kleine Fräulein auf und sitzt kerzengerade im Bett. Sie hat bei uns geschlafen, weil sie Fieber hatte und extra Kuschelzeit gebraucht wurde. Kurz darauf: Herr L. scheucht das supermüde Mäuschen wieder ins Bett. Sie kuschelt sich ran und schläft weiter.
8 Uhr. Oma ruft an, ob sie das kleine Fräulein in den Kindergarten bringen soll, damit ich nicht mit der kranken kleinen Schwester raus muß. Ich – noch im Bett – nuschle irgendwas ins Telefon. Es war wohl ein „nein danke, bleibt heute zu Hause, weil wir haben verpennt …“ oder so.
9 Uhr. Oma ist noch etwas eingefallen, das Handy vibriert. Ich weiß nicht mehr, was es war, aber wir stehen jetzt endlich auf. Die Kinder sind krank manchmal so unfassbar friedlich. Schon seit einer halben Stunde hört das kleine Fräulein unüberhörbar laut im Nebenzimmer Räuber Hotzenplotz ohne uns aktiv aufzuwecken. Ich bin stolz auf sie.
9:10 Uhr. Frühstück. „Mama, ich will Müüüüsli!“. Mama:“Wir haben keines mehr.“ Grummeliger ‚das passt mir gar nicht‘ Gesichtsausdruck. „Ok, dann eben Brot!“
9:25 Uhr. Entgegen meiner Erwartungen kann ich doch noch Duschen gehen. Ich dachte schon, das ganz kleine Fräulein rückt mir heute gar nicht mehr vom Leib. Sie übergibt sich währenddessen mitten ins Wohnzimmer. Das kleine Fräulein will mir das mitteilen, verträgt die Kotzerei ihrer Schwester aber schlecht und macht gleich eine kleine Lacke daneben. Jupidu.
10 Uhr. Ich habe das Wohnzimmer aufgewischt. Meine absolute Lieblingsbeschäftigung. Diesmal aber leider unerlässlich. Währenddessen hören die zwei Damen im Zimmer Bobo Siebenschläfer. Friedlich nebeneinandergekuschelt. Sind sie nicht süß?
11 Uhr. Das ganz kleine Fräulein ist bei der zweiten Runde Bobo eingeschlafen. Ich mache mit der großen Schwester Steckperlen und Strohhalmketten (ja, schon wieder ..)
11:50 Uhr. Ich mache das xte „Krankenessen“ in Folge. Reis mit Karotten und Erbsen. Die kleine Maus wacht pünktlich auf, als hätte ich ohne es zu merken laut „EEEEEEESSEN!“ gerufen. (Habe ich nicht …)
ca. 12-14 Uhr. Mittagsschlaf. 20 Minuten davon schaffe ich es tatsächlich den heutigen Artikel zum Thema „Mehrsprachige Erziehung“ fertigzustellen. Davor liege ich im Kinderzimmer und leiste Einschlafbeistand, danach wippe ich das schreiende ganz kleine Fräulein auf und ab und binde sie in das Tragetuch, um sie irgendwie zu beruhigen. Krank sein ist halt sch***.
14:15 Uhr. Oma und Opa kommen. Was für ein Highlight. Wir haben sie ja erst gestern gesehen – ist schon lange her … Auf jeden Fall trinken wir noch einen Kaffee. Das kleine Fräulein und ich fahren danach zum Kinderturnen und davor noch auf den Spielplatz. Nicht ohne Drama. Vorne in der Radkiste sitzend wird vor der Abfahrt lautstark protestiert, randaliert und geschrien. Der Schuh juckt, der Gurt ist angeblich zu kurz, der Helm zu klein und der Sitzpolster verrutsch immer (Frechheit!). Den Sitzpolster habe ich entfernt, die Schuhe ausgezogen und der Rest musste einfach trotzdem sein. Los ging es …
16:30 Uhr. Kinderturnen. Ich habe eine Stunde Zeit, um zum Supermarkt zu düsen und das notwendigste zu besorgen. Mit kranken Kindern kommt man ja nicht weit normalerweise …
18:00 Uhr. Ich schiebe das Rad nach Hause. L. kommt noch mit zu uns zum Spielen. Zu Hause wartet schon die kleine Schwester in der Türe. Sie hat angeblich gerade einen langen Nachmittagsschlaf gemacht. Sieht wieder recht fit aus, die Optik täuscht aber, gleich werden wieder die müden Augen gerieben.
19:00 Uhr. L. fährt nach Hause, wir werfen die Kinder ins Bett. Herr L. die ganz kleine Maus, ich das kleine Fräulein. Ich decke sie um 20:30 Uhr zu und verlasse das Zimmer in Richtung Couch.
21 Uhr. Herr L. ist noch immer nicht da. Ist wohl einegschlafen beim ganz kleinen Fräulein. Ich denke mir:“Ha, ich hab Zeit zur freien verfügung. Heute könnte ich mal bei Frau Brüllens #wmdedgt. Gedacht, getan.
Hier passt übrigens perfekt der Beitrag von Emil & Ida „Die gläserne Mutter!„. Ja, ich bin mir bewusst, wie viel ich mit euch teile, obwohl wir uns vielleicht nicht einmal kennen. Würde ich das nicht wollen, bräuchte ich es nicht zu tun. Ich würde sagen, so ist das mit niedergeschriebenen persönlichen Geschichten eben, egal ob als Buch, Artikel oder Blog. Deshalb: Ihr seid hier immer herzlich eingeladen mitzulesen!