Liebe frischgebackene Mama. Ich schreibe dir, um dich vor einem klitzekleinen Fehler zu bewahren, der dich daran hindern wird jeden Moment mit deinem vollkommen Kind auszukosten. Ein dummer Fehler, den wir in unserer schnelllebigen Welt nur zu gerne begehen. In einem Leben, in dem wir mehr nach vorne schauen, das Leben vorantreiben, als dass wir uns besinnen und wirklich genießen, was wir haben.
Meistens denken wir heute schon an morgen. Als gut organisiert gilt, wer seine To-Do Liste bereits am Vorabend fertig stellt. Wenn, dann … Wir hetzten durchs Leben und vergessen häufig, wenigstens ein bisschen zu genießen. Etwas mehr davon zu speichern, was jetzt gerade ist. Nicht Bilder, sondern Gefühle. Momente, Erinnerungen abseits eines iPhone Fotos.
Wenn ein Baby geboren wird, dann sind wir ganz im Moment. Die ganze Welt dreht sich um uns, die Zeit bleibt für uns stehen. Stundenlang passiert absolut nichts. Oder alles. Alles, das ist unser Baby in unseren Augen. Während wir es beobachten, vergehen Minuten und Stunden. Gemächlich. Wir saugen jeden einzelnen Eindruck ein.
Werden wir aus dem Wochenbett aber wieder in unsere gewohnte Umwelt ausgespuckt, beginnt ein unausweichlicher Prozeß. Unser Denken verändert sich. Wenn mein Kind nur schon endlich Greifen kann, wenn es sitzen kann und dann gehen, wenn es keine Windeln mehr braucht und wenn es uns nicht mehr zum Einschlafen braucht. Wenn es zur Schule geht, dann … was auch immer. Es gibt immer ein „Wenn – dann“. Und dann zieht es aus und wer zurückblickt, der stellt fest, er hätte manchmal doch gerne ein bisschen länger verweilt im Moment.
STOP! Dass dein Kind sitzen und gehen lernt ist unausweichlich. Dieser Moment WIRD kommen. Aber ebenso sicher wird dieser Moment, in dem es das noch nicht kann, vorbei sein! Schneller als wir wollen und zwar nur, weil wir es antreiben. Auch beim zweiten Kind ertappte ich mich noch dabei: hach wie praktisch, wenn die Maus erstmal sitzen kann. Ich habe den Moment herbeigesehnt und er war viel zu schnell da. Den – zack – die Zeit mit Kindern vergeht viel schneller als ohne. Dabei wollen wir das gar nicht! Und trotzdem treiben wir sie voran.
Laß es einfach! Genieße den Moment. Ich sage es, wie es ist: ich weiß nicht, was morgen ist. Morgen kann alles anders sein! Morgen kann mich ein Bus überfahren, dann ist gar nichts mehr mit „dann“. Sorry, schreckliches Beispiel, aber unvorhersehbar und deshalb passend. Meine Lebenserwartung ist sicherlich recht hoch. Passiert nichts Unerwartetes, dann werde ich vielleicht 95 Jahre alt . Habe ich die Gene meiner Omas geerbt, geht sich das locker aus. Ich kann vielleicht sogar noch meinen Urenkerln beim Spielen in der Sandkiste zugucken. Sollte das aber nicht der Fall sein, so möchte ich nicht denken „hätte ich doch nur … „.
Liebe frischgebackene Mama, denke deshalb daran. Morgen ist zwar meistens sicherlich auch „noch“ ein Tag. ABER: der wirklich wichtige Tag ist heute!
Alles Liebe,
[…] Original Beitrag ansehen… Author: Judith […]
Liebe Judith,
Das hast du sehr schön geschrieben. Auch ich ertappe mich bei meinem zweiten Baby wie die Zeit nur so rennt. Es gibt so viel zu tun…. Zumindest meint man das. Und dann liegt der kleine Mann nach dem Stillen zufrieden vor einem und strahlt einen über das ganze Gesicht an. Dann wünsche ich mir, dass die Zeit einfach stehen bleibt. Diese Momente sind so wundervoll.
<3 <3 <3
Wie sehr kenn ich diese Worte – Wenn…dann. Ich ertappe mich immer wieder dabei und habe mich auch abseits deines Artikels schon des öfteren ermahnt dies nicht mehr zu tun. Denn es stimmt, man sollte das Hier und Jetzt mit seinem Kind genießen. Denn können sie erst mal etwas lang ersehntes fällt etwas sehr lieb gewonnenes und bis dahin nicht geschätztes weg. Dank deiner Worte werde ich es wieder versuchen den Moment mit meiner Maus zu genießen und nicht sehnsüchtig in die Zukunft zu blicken. Danke
<3
So wahr – nur leider fällt einem das oft erst im Nachhinein ein. Oder man vergisst es zwischendurch wieder…
Liebe Judith,
was für ein toller Blog, und was für ein super Beitrag. Du schreibst so schön unterhaltsam über wie ich finde ganz wichtige Themen. Ich habe gerade einen Gastbeitrag für stadtlandmama (klingt vertraut, oder? ;)) über genau dasselbe Thema geschrieben – es geht nur mit Achtsamkeit, wenn wir die Momente mit unserem Kind bestmöglich genießen wollen. Ich merke als Mama allerdings immer wieder, dass Schlafmangel und Achtsamkeit kein gutes Team sind. Ich glaube ich bin heute über eine rote Ampel geradelt, hab’s aber nicht richtig mitbekommen… Noch eine Frage, die rein gar nix damit zutun hat – würdest du mir verraten, welche Schrift du für deine Zwischenüberschriften verwendest? Ich finde dein Design so toll. Liebe Grüße, Ann-Katrin
Liebe Ann-Katrin,
hach ja, ich merke leider immer wieder, dass ich aktuell auch so müde bin, dass ich unkonzentriert werde. Nicht beim Radfahren aber bei Solso vielen anderen Dingen und ich vergesse so unglaublich viel. Ich danke dir übrigens für das Kompliment 😉 Und ja, stadtlandmama kenne ich natürlich. Als ich 2013 hier angefangen habe zu bloggen, kannte ich sie allerdings nicht nicht. Sonst hätte ich mir das mit dem Namen damals vielleicht überlegt (will man ja normalerweise nicht solche Ähnlichkeiten…) Die Schrift der Zwischenüberschriften ist übrigens Hipsterish… für diese Überschriften ist sie allerdings leider nicht so geeignet – sie hat kein scharfes ß und ich überlege bereits, wogegen ich sie austausche…
Alles Liebe,
Judith