Für alle, die sich fragen, woher einer der dümmsten Sprüche unserer Kindheit kommt: Karl May sei Dank! Er beschreibt in seinen Büchern fälschlicherweise, Indianer würden keinen Schmerz kennen und impliziert damit indirekt, dass sie auch keinen Schmerz empfinden. Dieser Spruch hat mehrere Generationen Eltern beeinflusst und Kinder zu Weicheiern degradiert, die einfach nur das getan haben, was für Erwachsene selbstverständlich sein sollte: verbalisieren, wenn ihnen etwas weh tut.
Fakt ist: jeder Mensch empfindet Schmerz, man kann durch viel Übung lernen, ihn zu unterdrücken und wegzuvisualisieren. Das ist nicht nur bei Indianern eine gebräuchliche Methode gewesen, um Folter und Marterpfahl zu überstehen, solche Methoden gibt es in vielen Kulturkreisen aber auch in der Schmerztheraphie.
Der Spruch ging meinen Eltern wie so vielen anderen in meiner Kindheit trotzdem ganz leicht von der Zunge, wenn er gerade gepasst hat. Ich war ein sehr tapferes Kind, glaube ich. Als mein Knie genäht werden musste, habe ich mich wacker geschlagen. Wie ein Indianer. Oder eine Indianerin. Ich vermute aber, ich hätte mich genauso tapfer geschlagen, hätte ich den doofen Spruch nicht gekannt.
Das Dumme daran: Kinder verstehen die Ironie hinter solchen Sprüchen nicht, denn Kinder brauchen Klartext. Erwachsene versuchen letztlich meist auch gar nicht, Kindern den Schmerz abzusprechen, tun es aber trotzdem unbewusst. Wenn sie Dinge sagen wie „Das war doch gar nicht so schlimm“, „Schaut nicht schlimm aus, kann schon nicht mehr weh tun …“ usw. oder eben den Karl May-Sager, dann tun sie das um zu helfen. Kinder hören aber leider genau das, was wir eigentlich sagen, nämlich: „kann ja gar nicht weh tun und außerdem sagt man es nicht, wenn einem etwas weh tut… Man soll tapfer sein. Wie ein Indianer“ Als Erwachsene werden sie dann auf die Frage:“Und, geht es dir gut?“ immer antworten“Ja, klar, alles bestens …“. Kommt euch bekannt vor? Klar, so ist es aus Tradition in unserem Unterbewusstsein verankert. Es ist immer alles ok, Schmerz zu zeigen wird in unserer Gesellschaft als Schwäche gewertet.
Der kleine, feine Unterschied im Wording
Das heißt jetzt nun nicht, dass wir unsere Kinder bei jedem gestoßenen Knie unendlich bemitleiden müssen. Aber stoßen sie sich das Knie, dürfen sie das auch sagen, ohne dafür „ausgelacht“ zu werden. Ich als Erwachsener Mensch weiß eigentlich, dass auch eine kleinere Schramme weh tun kann, warum sollte ich es also nicht auch bei meinem Kind anerkennen? Wenn unser ganz kleines Fräulein wieder mal bäuchlings auf der Straße landet, helfe ich ihr auf und frage zuerst, ob alles in Ordnung ist. Stößt sie sich, sage ich vielleicht „oh, das hat jetzt weh getan, oder?“, blutet sie vielleicht sogar ein wenig, stelle ich fest „das blutet ja. Tut es weh?“. Das sind nur ein paar Worte, die so viel helfen, selbst wenn in Wahrheit vielleicht gar nichts passiert ist. Ein kleiner blauer Fleck tut nichts zur Sache für euch und für die Kinder eigentlich langfristig auch nicht. Aber in dem Moment, in dem sie sich diesen blauen Fleck holt, ist sie mittendrin im momentanen Schmerz oder auch nur im Schreck, weil sie hingefallen ist. Überlegt mal, wie das ist, wenn ihr euch ganz fies genau die kleinste Zehe anstoßt. AUA! Da könnte ich brüllen! Das tut so furchtbar weh und so gut, es auch zu sagen. In dem Moment brauchen eure Kinder für fünf Sekunden eure volle Aufmerksamkeit und ein paar anerkennende Worte, Empathie und manchmal ein Küsschen und dann laufen sie meistens lachend weiter.
Empathie statt Bagatellisieren
Am Spielplatz haut sich ein Kind das Knie an, weil es vom Holzhaus runtergerutscht ist. Autsch, aber nichts ist passiert. Die Mama kommt rüber gelaufen. Vermutlich war es wirklich nicht so schlimm. Sie: „Ist doch nichts passiert, kannst schon wieder aufhören zu Weinen …“ Das Kind guckt sie an, weint weiter. Die Mama schaut es an, schüttelt den Kopf geht wieder weg. Das Kind hört auf. Natürlich, es wird tatsächlich nicht so schlimm gewesen sein, es ist ja offenbar wirklich nichts passiert. Aber was hat das Kind aus der Reaktion deiner Mutter gelernt? …
Es ist wichtig, Schmerzen und Verletzungen anzuerkennen – auch kleine
… Der Mensch, dem ich am allermeisten auf der Welt vertraue und dessen Meinung ich mehr schätze als die von allen anderen sagt mir: ist nichts passiert, nicht so schlimm, … . Dann wird es wohl auch so sein. Das nächste Mal sage ich nichts mehr, wenn mir etwas weh tut, schlucke es herunter. Oder ich tue es alternativ noch lauter, vielleicht bringt es dann mehr Aufmerksamkeit (?). Diese Reaktion als Eltern ist das Packerl an Tradition und althergebrachten Handlungsweisen, das wir mit uns herumschleppen. Jenes Packerl, dass wir von unseren Eltern und diese von ihren Eltern mitbekommen haben. Die Erziehung, alte Normen, Gewohnheit und doofe Sprüche unserer eigenen Kindheit. Dazu gehört übrigens auch „Bis du heiratest ist alles wieder gut!“ (Kennt ihr?)
Bagatellisieren wir Schmerz, lernen Kinder bloß, diesen zu ignorieren, herunterzuspielen und sie lernen vor allem erst gar nicht, diesen zuzuordnen und zu beschreiben, wenn es wirklich notwendig wäre. Eine eigentlich sehr nützliche Fähigkeit im späteren Leben. Dabei ist es völlig egal, ob es sich um einen kleineren oder größeren Unfall handelt. Sehen wir das klassische Knie anstoßen einfach als Vorübung für schlimmere Verletzungen – körperliche wie seelische.
Das könnt ihr statt dessen tun – alternative Wordings
Knie angeschlagen oder eine kleine Schramme geholt? Meist ist die Sache mit ein klein wenig Aufmerksamkeit erledigt. Zehn Sekunden, die so wichtig sind für das Kind und euch nicht viel kosten, außer ein wenig Empathie.
Mit wenigen Worten könnt ihr eurem Kind helfen, sich besser artikulieren zu lernen, ganz unabhängig, wie gut es schon sprechen kann. Ihr signalisiert Interesse, Mitgefühl und Anerkennung, zeigt eurem Kind, dass es euch wichtig ist, wie es ihm geht. Wie wäre es statt einem klassischen „Ist ja nichts passiert…“ mit „Oh, das hat sicher weh getan?“ oder einfach „Hast du dir weh getan?“. Wenn es offenbar wirklich weh getan hat oder tut „Wo tut es dir weh?“. Meistens reicht ein Küsschen, manchmal braucht es ein Pflaster und hoffentlich nur ganz selten einen Verband oder mehr.
Ein wenig Zauber und Magie – unsere „Zaubersalbe“
Ich verteile zwar nicht jeden Tag Pflaster und kleine Verbände, aber ich muß gestehen: manchmal hilft das einfach. Ein Pflaster, ein Kuss, einmal Hauchen und vielleicht einen magischen Spruch sagen. Was hier wirklich hilft ist nicht die Verarztung an sich, sondern die Zeit und Aufmerksamkeit, die Anerkennung, das Gefühl ernst genommen zu werden.
Wir haben immer für „Notfälle“ eine Zaubersalbe. Früher war das ein von mir selbst hergestellter Lippenbalsam aus Bienenwachs und Ölen in einer besonderen Dose. Vor kurzem habe ich aber eine echte „Zaubersalbe“ entdeckt – den kretischen Hautbalsam mit Dictamelia von BIOselect. Schon in der Antike wurde der Hauptinhaltsstoff – das Heilkraut Dictamnus – zur Wundheilung verwendet und feiert heute in der modernen natürlichen Medizin sein Comeback als Heilpflanze. Wir schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe – weil es sich dabei nicht nur um eine pflegende sondern auch wundheilende Salbe handelt, macht es natürlich noch mehr Sinn, sie für kleinere Schrammen anzuwenden. Ihr könnt damit aber auch trockene Hautstellen (bei uns gerne im Gesicht und an Ellenbogen), bei Rötungen (ich habe es schon bei Insektenstichen/bissen ausprobiert) behandeln oder sie tatsächlich zum besseren Abheilen kleinerer Narben oder nicht mehr offener Wunden verwenden. Übrigens schwört auch Harry Potter auf das Zauberkraut – na dann kann ja nichts mehr schief gehen 😉 Auch wir müssen manchmal einen Zauberspruch dazu sagen oder einen magischen Kuss oben drauf geben. Ich verwende sie gelegentlich für die Lippen und Oma schwört darauf, um ihre gereizte und trockene Haut auf den Händen zu behandeln …
Übrigens ist seit kurzem auch der neue Shop von BIOselect online. Die meisten Produkte bekommt ihr direkt dort oder ihr könnt sie in der Apotheke eures Vertrauens bestellen! Das gilt zum Beispiel für die BIOselect Sonnenpflege für Kinder + Erwachsene auf mineralischer Basis, die ich euch vor kurzem vorgestellt habe.
Weiterlesen
Ich habe für euch noch ein paar gute und fundierte Beiträge gefunden, die für mich unterstreichen, weshalb wir unsere Kinder immer trösten sollten und warum wir sie damit keinesfalls verweichlichen.
Mini and Me hat Psychotherapeutin Nina Petz zum Thema „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ interviewt
und schreibt auch über das Wahrnehmen und Verbalisieren von Schmerz
Das gewünschteste Wunschkind beschreibt, weshalb wir unsere Kinder immer trösten sollten (+Sätze/Redewendungen, die wir uns im Interesse unererer Kinder besser sparen sollten)
Geborgen Wachsen spricht ebenfalls an, weshalb Zuwendung in solchen Situationen so wichtig ist.
„Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ schreibt Happy Bindung und unterstreicht damit, dass Kinder nicht von heute auf morgen lernen müssen, selbst (und damit ohne Trost und Halt) zurecht zu kommen und weshalb wir deshalb ruhig trösten können, ohne Angst Weicheier groß zu ziehen … (ganz im Gegenteil!)
Beitrag im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit BIOselect Naturkosmetik (Werbung).
Sehr schön dargestellt Kindern Sicherlich und Geborgenheit geben ist das Um und Auf. Man muss seine Kinder einfach ernst nehmen in allen Belangen. Natürlich ohne Überreaktion. Aber die Anliegen wahr nehmen ist schon wichtig.
Hui … bei Überreaktion fällt mir ein: manchmal erschrecke ich mich selbst so (z.B. wenn ein Glas umfällt – ok, das hat nichts mit weh tun zu tun …) dass ich dann erschrocken laut aufschreie und damit meine Tochter so erschrecke, dass sie zu weinen beginnt … hoppla. …
Ich ertappe mich selbst immer wieder bei „alles gut“ oder „nix passiert“ und ärgere mich über mich, weil ja doch was passiert ist. Mein Kind ist gestürzt, hat sich weh getan oder erschrocken und dieses bagatellisieren ist so in mir verwurzelt, dass mir das immer wieder rausrutscht! Es ist ärgerlich! Aber ich werde besser und Aufklärung in diesem Bereich finde ich wichtig und toll. So wird Bewusstsein geschaffen und wir lernen alle die Gefühle unserer Kleinen ernst zu nehmen! Toller Artikel! Danke
Jaaaa, ich sag mal, das ist halt der Reflex und die Gewohnheit. Wir sind es genau so gewöhnt. Ich gewöhne mir ganz viele Sachen ab, indem ich mich immer wieder daran erinnere. Und natürlich ertappe ich mich auch in Gewohnheit. Nicht nur hier, auch bei anderen Sachen. Aber ich glaube ja auch, dass wir es versuchen, ist schon mal gut, weil wir darüber nachdenken, etwas anders machen zu wollen, weil wir es versuchen. Danke dir!
lG,
Judith
Ein ganz wichtiges Thema, das du da aufgreifst – ich denke, dass der „Ist ja nix passiert“-Reflex bei vielen Eltern auch deshalb kommt, weil ihnen der Schmerz des Kindes selber weh tut. Zu meinen Lieblings-Alternativ-Wordings zählt übrigens das simple Aussprechen dessen, was passiert ist „Hoppla, du bist gestürzt“ und dann die Reaktion abwarten, alles Liebe, Vera
Ja, stimmt, Vera. Das habe ich im Text gar nicht erwähnt. Auch so löse ich es manchmal. Oder wie eine andere Leserin auf Facebook kommentiert hat: den Urheber ein wenig schimpfen (Randstein, Stecken, whatever …) …
Du hast ja so recht. Anerkennen ist das Zauberwort. Und die Salbe klingt interessant, muss ich gleich schauen. Hab ich noch gar nicht gesehen.
Alles Liebe Birgit
<3
[…] – apropos Pflege für Seele und Körper. Mittlerweile schwöre ich auf unsere Zaubersalbe von BIOselect und benutze sie gegen – äh – Phantomschmerzen bei den Kindern aber auch tatsächlich […]