Fair & nachhaltig einkaufen. Aber was bedeutet das in Sachen Kleidung? Müssen Klamotten lokal produziert werden? Worauf soll ich achten und was ist mit Second Hand Discounter Sachen? 5 Cent oder mehr dazu von mir und wie ich es handhabe.

Was bedeutet es, faire & nachhaltige Kleidung zu kaufen?

Für mich bedeutet der Kauf von fairer und nachhaltiger Kleidung kurz gesagt vor allem, sich Gedanken darüber zu machen, was man trägt, wie viel man besitzt und welchen Wert es für mich hat. Woher kommen die Teile, die ich kaufe und unter welchen Bedingungen wurden sie produziert. Was brauche ich überhaupt und macht es mich glücklich, dieses Teil zu besitzen und zu tragen? Sowie: trage ich eigentlich alle Klamotten, die in meinem Kasten hängen?

nachhaltige kleidung shoppen

Ich habe auf Instagram gefragt, wie meine Follower es mit nachhaltigen & fairen Kleidungsstücken halten und der Tenor war eindeutig: super, aber schwierig und oft teuer. JEIN sage ich. Ja, weil nachhaltig und fair produzierte Kleidung tatsächlich auch mehr kostet. Das liegt überwiegend daran, dass eine fair bezahlte Arbeitskraft einfach teurer kommt als Billigarbeitskräfte. Es liegt aber auch daran, dass es hier kaum bis wenig Massenproduktion gibt. Eher „Nein“, weil: wer nachhaltig und gezielt einkauft, kauft weniger, weil er weniger Klamotten braucht und gar nicht so viele „Modeteile“ besitzen möchte. Und noch ein „ja“ für: es ist oft schwer festzustellen, ob Teile denn nun tatsächlich fair produziert wurden. Zwar gibt es Zertifikate, die das belegen (siehe weiter unten), aber nicht alle kleinen Unternehmen können sich solche Zertifikate auch leisten, infolgedessen ist es auch wichtig auf Produktionsbedingungen zu schauen, wo keine Zertifikate vorhanden sind, aber von nachhaltiger und fair produzierter Kleidung gesprochen wird.

Einkaufen wird für viele Menschen zur Angewohnheit – etwas, das man sich selbst aber auch wieder „abtrainieren“ kann.

Sind wir uns mal ehrlich: wir alle die ungefähr in den 80ern oder 90ern geboren wurden, sind mit Mode Discountern aufgewachsen und Magazinen, in denen nicht nur saisonal sondern sogar monatlich ein neuer Trend propagiert wird, um den Absatz zu steigern. In Jugendlichen wird ein „Will-Haben“ Reflex ausgelöst, damit sie eine Liebe zum Klamotten Shoppen entwickeln und so für entsprechende Umsätze sorgen. Nach einer Saison sind die Sachen out und wandern entweder in den Müll oder werden (besser) weitergegeben, um Platz für neues zu schaffen. Wie viele junge Frauen kennst du, die tatsächlich ausschließlich die Klamotten besitzen, die sie wirklich brauchen? Ich nur wenige.

nachhaltige Klamotten kaufen

Nachhaltig Kleidung einkaufen fängt bei mir also da an, wo wir meistens versagen: ich kaufe nicht, was ich in der letzten Modezeitschrift gesehen habe und unbedingt besitzen möchte. Eigentlich gibt es wenige Klamotten, die ich tatsächlich unbedingt haben möchte und nur brauche, um sie eben zu besitzen. Ich tätige generell kaum Impulskäufe. Mehr Sinn macht es, zu überlegen, was man braucht und jahrelang tragen kann. Und das beste: die Sachen müssen nicht zwingend neu sein. Heute gibt es einen riesigen Markt für gebrauchte Klamotten – über die Vorteile von Second Hand Shopping habe ich HIER schon geschrieben. Gebrauchte Klamotten zu kaufen schließt außerdem die Wertschöpfungskette, denn egal wo die Teile her kommen oder produziert wurden, sie werden meist getragen, weiterverkauft und wieder getragen, bis sie kaputt sind.

ICH WILL DAS HABEN? Brauche ich es?

Tatsächlich ist es eher so, dass wir sowieso viel zu viele Klamotten besitzen und genau deshalb nie etwas zum Anziehen in unserem Schrank finden. Der erste Schritt zum nachhaltigeren Denken, was Klamotten angeht, wäre also: AUSMISTEN! Was trage ich regelmäßig, was kann ich gut kombinieren? Und vor allem: was passt gar nicht mehr oder nicht mehr zu mir? Weg damit! Verkaufen, herschenken, was auch immer, aber in deinem Schrank blockiert es dich nur! Ich lebe nicht mit nur 40 Teilen (Stichwort: Capsule Wardrobe), aber tatsächlich habe ich drastisch reduziert. Ich besitze also keinen minimalistischen Kleiderschrank, aber immerhin einen deutlich reduzierten und kaufe seit langem überwiegend nachhaltig und fair ein – so gut ich es kann.

Anmerkung: für mich kaufe ich überwiegend fair & nachhaltig produzierte Teile. Bei Kindern finde ich es ungleich komplizierter und aufgrund des enormen Wachstums meiner Damen auch deutlich schwerer leistbar – ein verständliches Argument, dass ich auch auf Instagram mehrmals im Postfach hatte. Außerdem kann ich nur wenig beeinflussen, welche Klamotten Oma und Opa schenken. Was ich aber trotzdem tun kann ist, zu kommunizieren, was mir wichtig ist und bei den Kindern eine Wertschätzung an Kleidung und der Arbeit dahinter wachsen zu lassen, die sie dann in den vielen Jahren ihres Erwachsenenlebens beibehalten.

nachhaltig Klamotten kaufen

Gefahr oder Errungenschaft (?): Faires Online Shopping

Natürlich kaufe auch ich online, zumal mein faires Lieblings-Klamotten-Label in Österreich einfach keine lokalen Shops hat. Aber: wer lokal einkauft, kauft oft überlegter ein. Online Shopping verführt Menschen (ja, das ist erwiesen) eher zu Impulskäufen und vor allem dazu, viel mehr Dinge zu kaufen, als man wirklich braucht (ist übrigens auch schlecht fürs Budget). Gerade in Zeiten, in denen per „one klick“ gekauft werden kann, schiebt man alles mögliche rasch in den Warenkorb und es ist schon fast im Briefkasten. Geht schnell, einfach und spart Zeit. In den meisten großen Städten sind viele kleinere nachhaltige Shops ansässig und auch größere Kaufhäuser haben oft eine Abteilung für nachhaltig produzierte Bekleidung. Wer mit bedacht auswählt, kauft tendenziell eher nur das, was er wirklich braucht und gerade wenn du dazu tendierst mehr zu kaufen als du brauchst, macht es Sinn gezielt im Shop auszuwählen.

Das ganze hat auch einen anderen Aspekt: wenn du wie ich bereits jemand bist, der gezielt kauft, was er braucht, dann macht online Shopping bei fair produzierten Produkten wirklich Sinn. Es gibt bereits einige Shops, die sich auf nachhaltig produzierte Produkte und Mode spezialisiert haben und eine entsprechend große Auswahl zur Verfügung stellen. Das Angebot ist meist ungleich größer als in kleineren Shops und oft ist es sehr einfach, herauszufinden, wie die Teile produziert wurden. Man muss keine Labels hervorkramen oder nachlesen, denn die Zertifikate oder Infos zu Herstellung und Herkunft sind übersichtlich unter dem jeweiligen Produkt angegeben.

Apropos Zertifikate. Welches Zertifikat bedeutet was?

Die folgenden drei Zertifikate sind die am häufigsten angeführten und sagen folgendes aus:

GOTS Zertifikat – Global Organic Textile Standard

Dieser Standard steht dafür, dass die Textilien aus mindestens 70% natürlichen Materialen bestehen.

OEKO Tex

Es handelt sich hier um ein unabhängiges Test und Zertifikatssystem für Textilien. Prinzipiell (Basis Level) bedeutet OEKO Tex, dass das Material frei von schädlichen Chemikalien ist. Ein weiteres Level besagt, dass das Material unter sozial fairen Bedingungen hergestellt wurde.

Fair Trade

Das bedeutet, dass die Arbeiter, die im Herstellungsprozess involviert sind, zumindest den Mindestlohn erhalten haben und unter fairen und sicheren Bedingungen ihren Job ausführen können (etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte!)

Shopping Dont’s – Matierialen, die unserer Umwelt und Menschen schaden

Ihr wusstet es sicher schon und teilweise sind sie fast unvermeidlich, vor allem wenn es um Sportklamotten geht. Es gibt Materialen, die wir besser vermeiden sollten.

Polyester zum Beispiel – es wird aus Öl hergestellt und ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sich mehr und mehr Mikroplastik in unsere Wasserwege (und damit auch in unser Essen und unsere Körper) schleicht. Allerdings gibt es mittlerweile bereits einige Hersteller, die auf Recycling-Polyester setzen, das zum Beispiel aus aus dem Meer gefischten Plastikflaschen hergestellt ist.

Ebenso bedenklich ist Acrylfaster und Viscose (toxischer Herstellungsprozess). Konventionelle Baumwolle wiederum wird unter Einsatz stark giftiger Stoffe gezüchtet – eine Gefahr nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Menschen, die diese Plantagen bewirtschaften.

nochmal Polyester – nachhaltig hergestellt

Nochmal zum Thema Polyester: es gibt bereits viele Firmen, die zur Herstellung auf recyceltes Polyester, also aus Plastikmüll hergestellte Faser zur Herstellung von Kleidung aber auch Rucksäcken setzten. Das sorgt dafür, dass unser Müllberg – wenn auch nur marginal – reduziert wird und unterstützt die recycling Industrie. Gesichtet bereits bei Rucksäcken, Winterjacken und Sportklamotten diverser nachhaltiger Labels.

Fashion Victims? Geht auch nachhaltig!

Wer nicht immer das gleiche tragen möchte aber auch keinen Kleiderschrank braucht, der aus allen Nähten platzt, für den gibt es auch andere Möglichkeiten. Wie schon erwähnt: Second Hand kaufen und wieder verkaufen oder weitergeben zum Beispiel. Eine weitere Möglichkeit, vor allem für Menschen, die fürs Business öfter neue Outfits benötigen – ist Kleider ausleihen.  In Wien geht das zum Beispiel bei Endlos Fesch – egal ob Business- oder Party Outfit (heißer Tipp, die Ladies sind super!)

Capsule Wardrobe

Auch wenn ich keinen besitze, er soll hier nicht unerwähnt bleiben, weil er durchaus Sinn macht. Hier geht es vor allem darum, deine Klamotten auf ein Minimum untereinander kombinierbarer Kleidungsstücke zu reduzieren (meine Laienerklärung übrigens, aber googelt es gerne bezüglich Umsetzung). Das macht es nicht nur leichter, Klamotten nachzushoppen, wenn etwas nicht mehr tragbar ist, sondern du unterstreichst damit auch deinen persönlichen Stil, den du so entwickelst (weil du nicht mehr nur saisonale Klamotten im Kasten hängen hast, sondern das, was du liebst und was dir steht).

Nachlesen: fair & nachhaltig Kleidung einkaufen

Gerade noch schnell gegoogelt, weil ich es mit euch teilen möchte: Bei Greenpeace Österreich gibt es einen fairen Einkaufsguide, in dem ihr viele Dinge (auch noch weitere Gütesiegel) und vor allem Shopping Tipps für faires Klamotten Shopping nachlesen könnt.

Hier könnt ihr viele der Zertifikate recherchieren und was sie aussagen

Flohmarkt: mehr als nur „billig“ einkaufen

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