Hä? Es hat gerade mal Null Grad. Warum schreib ich hier über Sommercamps? Ganz einfach, würde ich erst im Mai darüber schreiben, wären die meisten Camps im Ferienhort schon ausgebucht und ich würde euch tolle Dinge vom Ferienhort erzählen aber der Tipp kommt zu spät. …

Ferienhort? Klingt komisch. Was ist das?

Der Ferienhort heißt seit über hundert Jahren so, deshalb mutet der Name vielleicht ein bisschen verstaubter an als es der Ferienhort tatsächlich ist (nämlich gar nicht …). Er wurde nie umbenannt, obwohl man das in den 80ern schon mal angedacht hat. Der Name hat sich also gehalten und ist heute wie damals ein Name mit Wiedererkennungswert. Feriencamps gibt es nämlich viele, aber es gibt nur einen Ferienhort.

Feriencamps

Der Ferienhort ist also ein Feriencamp. Eigentlich drei verschiedene Camps den ganzen Sommer über. Ich könnte jetzt natürlich über jedes beliebige Ferienangebot schreiben und euch auch noch dutzende andere empfehlen (das mache ich vielleicht auch noch, denn schließlich lösen Feriencamps auch das recht große Betreuungsproblem in den neunwöchigen österreichischen Sommerferien…), aber dem Ferienhort widme ich aus ganzem Herzen einen eigenen Tipp. Zwischen 10 und 27 Jahren habe ich dort die schönsten, spannendsten und lehrreichsten Sommerferien verbracht (Herr L. übrigens auch). Als Teenager und später als Betreuerin.

Geschichten aus dem Ferienhort: so war das …

Der Ferienhort ist den ganzen Sommer über ein vollständiges System in sich. Wer dort ist und Spaß hat, der vergisst mitunter auch, sich zu Hause zu melden. Der Ferienhort zieht jeden in sein eigenes Universum, das man nur zum Wandertag oder zum Ausflug in den nächsten Ort kurz verlässt. Es gibt dort ja auch alles, was man braucht: Freunde, Spaß, Betreuung, Essen und einen Schlafplatz. Nicht selten rufen Eltern an, um zu erfahren, wie es ihrem Kind denn geht. Es habe sich seit Tagen nicht mehr bei ihnen gemeldet, ob alles in Ordnung sei?

Als ich selbst noch ein Kind war, hat das Rückruftelefon – ein öffentliches Münztelefon im Stiegenaufgang – oft penetrant lange geläutet, bis sich jemand (nämlich irgendein Jugendlicher genervt im Vorbeigehen) erbarmt hat, abzuheben. Mütter und Väter haben verzweifelt reklamiert, sie hätten doch um diese oder jene Uhrzeit eine Verabredung mit ihrem Kind gehabt am Rückrufautomaten. Tja, was soll man da machen, wenn das Kind Spaß hat und alles andere vergisst?

Im Ferienhort habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Freunde, die ich nur einmal im Jahr sehe oder auf deren Hochzeit ich getanzt habe und andere, die meine besten Freunde geworden sind. Auch jene, die vor 50 Jahren zuletzt als Schüler (damals „Zöglinge“) im Ferienort waren sprechen mit einem Lächeln über diese Zeit. Ganz genau so ist es bei denen, die erst im letzten Jahr da waren. Es macht keinen Unterschied, die meisten wollen wieder kommen. Als Besucher, Schüler, als Mitarbeiter oder als aktives Vereinsmitglied. Der Ferienhort ist ein Virus, eigentlich sollte ich euch davor warnen, anstatt euch zu raten eure Kinder dahin fahren zu lassen. Aber wie das bei Viren so ist, streben sie naturgemäß ihre Verbreitung an. Und weil der Ferienhort einem sicher besser bekommt als ein Schnupfen oder eine Sommergrippe, habe ich kein schlechtes Gewissen dabei … 😉

Der Ferienhort ist in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes …

Der Ferienhort ein gemeinnütziger, nicht gewinnorientierter Verein, der jedem Kind Ferien mit Sinn ermöglichen möchte. Ihr könnt also auch bei schlechterer finanzieller Situation um Ermäßigung einreichen (und ja, die bekommt man auch, wenn man sie braucht).

Es gibt auf dem wirklich riesigen Gelände unendlich viele Möglichkeiten. Während das elfjährige Stadtkind (also ich) gerne im Wald Häuser aus Gestrüpp gebaut hat, war die Vierzehnjährige Segeln und Rudern und Teil einer Bootsmannschaft. Im Ferienhort habe ich auch meine ersten Fotos in der Dunkelkammer entwickelt und wurde begeisterte Fotografin. Mit 21 fand ich dann Klettern cool und habe als Betreuer auch gleich eine Grundausbildung gemacht, um Klettern als Programm in meiner Gruppe anbieten zu können.

Feriencamps

Das ist das riesige Ferienhort-Gelände

Basteln, Klettern und Action auf Hochseilelementen, Segeln, Surfen, Rudern, Schwimmen, Leichtathletik, Bogenschießen, Ballspiele, Staudamm bauen, Tanzen, Theater, Lagerfeuer, Discoabende, Wandern, Musik machen, Singen oder einfach Faulenzen am See. Das kann man alles im Ferienhort machen. Ich weiß nicht, hab ich etwas vergessen? Schaut am besten auf der Ferienhort Webseite vorbei. Dort findet ihr noch viel mehr Programmideen und viele, viele Fotos. Im Camptagebuch des Vorjahres könnt ihr nachlesen, was die Jugendlichen den ganzen Sommer über erlebt haben.

Interessiert? Tipp: JETZT informieren & buchen (kein Scherz!)

Eigentlich fühle ich mich noch nicht recht sommerlich. Tatsächlich hätte ich erst viel später über den Ferienhort geschrieben. Näher am Sommer und näher an euren Gedanken an die Sommerferien-Planung. Allerdings sind die Plätze in den Camps sehr begehrt und lang vor Sommerbeginn längst ausgebucht. Wenn ihr in unseren unendlich langen Sommerferien ein super Camp für eure Kinder zwischen 9 und 18 Jahren sucht, dann schaut euch das Angebot im Ferienhort am besten jetzt gleich an und bucht bald. Wer den Ferienhort (Betreuer und Leitung) vorher persönlich kennen lernen möchte und Fragen hat, diese Woche, am 19. Jänner, gibt es um 18 Uhr (Link zur Facebook-Veranstaltung!) in Wien noch einen Eltern-Info-Abend.

Welches Camp passt am besten?

Mein Herzenscamp ist das vierwöchige Classic-Camp im Juli. Das Allround-Camp im August dauert zwei Wochen und im einwöchigen Special-Camp können Kinder sich für verschiedene sportliche oder kreative Spezialkurse anmelden.
Ich kann euch kein bestimmtes Camp empfehlen. Ich möchte nur eines weitergeben: lasst euch im Juli nicht von der Länge des Classic-Camps (vier Wochen) abschrecken. Vier Wochen vergehen im Ferienhort viel zu schnell. Nach vier Wochen will kaum jemand nach Hause fahren. Wenn eure Kinder zwei Wochen ohne euch wegfahren wollen/würden/können, würden sie das vielleicht auch vier Wochen tun. Der Sprung erscheint der Mama selbst riesig, unzählige Ferienhort-Fans (= jugendliche Camp-TeilnehmerInnen) können aber vermutlich berichten, für sie waren vier Wochen Ferienhort zu kurz. Ich habe als Jugendliche ab dem zweiten Mal mit 12 immer um weitere zwei Wochen ins nächste Camp verlängert und davor eine Woche drangehängt. Ja, ihr zählt richtig: Sieben Wochen Ferienhort, aber von mir aus hätte es noch länger sein können. Immerhin waren unsere Ferien neun Wochen lang.

Ich arbeite übrigens heute immer noch im Verein Ferienhort mit, weil ich weiß, dort draussen passiert Sommer für Sommer etwas schönes für die Jugendlichen, die überwiegend aus der Stadt kommen: Ferien in der Natur, Ferien in einer Gemeinschaft, gemeinsames erschaffen von Erlebnissen und Erinnerungen und die Möglichkeit, sich selbst weiter zu entwickeln und mehr Verantwortung zu übernehmen.

Seid ihr als Teenager in einem Feriencamp gewesen? War das etwas für euch oder eher nicht?