Fast drei Wochen ist unser Krümelchen schon alt. Nun ja, was soll ich sagen. Sie ist unglaublich herzig, oder eigentlich eher entzückend. Aber wem sage ich das? Jede Mama wird mir recht geben: egal, wie nervenaufreibend oder anstrengend es ist, das eigene Baby ist immer das süßeste Zwucki auf der ganzen Welt. Und so muss es auch sein, denn sonst würde unsere Hormonmaschinerie uns nicht dazu bringen, all jene Dinge, die nicht so rosig sind, raschest möglich wieder zu vergessen …
Ich liebe unser ganz kleines Fräulein sehr. Jedes Mal, wenn sie mich mit ihren großen dunklen Augen anguckt, als ob ich ihre ganze Welt wäre, schmelze ich dahin. Aber langsam und schleichend kommt es mir wieder ins Gedächtnis zurück, wie das so war vor knapp zwei Jahren, als Oona noch so ein Winzling war. Wenig Schlaf mit vielen Wacheinheiten. Die unendliche Spuckerei. Die Windeln sitzten nich nicht so richtig, weshalb man unser ganz kleines Fräulein manchmal bis zu sechs mal am Tag umziehen muß. Der Stress beim Turbo-Duschen. Die Ausrichtung des Tagesablaufes nach dem Baby. Und damit der Grund, warum das eigene Leben wochenlang auf Eis gelegt ist.
Mama-Chaos, oder: warum ich gerade nichts fertigkriege
Fakt ist: Schläft das ganz kleine Fräulein untertags für ein paar Minuten, muss in Windeseile alles erledigt werden, wofür man zwei Arme braucht. Meistens funktioniert das nicht, denn sobald man den Wäschekorb von einem Zimmer ins nächste geschleppt hat, der Kaffee im Heferl kalt geworden ist und irgendwo zwischendurch die Post geklingelt und man zum Tor gelaufen ist, stehen überall im Haus angefangene Tätigkeiten herum und man ist den Rest der Zeit damit beschäftigt, das Zeig wieder irgendwohin zu räumen, wo es nicht im Weg steht. Hört ich nach Slapstick an? Hm, ja, kommt mir macnhmal auch so vor. Geht sich zwischendurch sogar noch ein Nickerchen aus, kann ich mir gratuliere. Und das, obwohl Oona vormittags sogar im Kindergarten ist. Ehrlicherweise kann ich mir gerade gar nicht vorstellen, wie ich alles ’schupfen‘ würde, wenn es nicht so wäre. Denn bin ich am Nachmittag mit beiden unterwegs, kann ich mir sämtliche Nebenbeschäftigungen abschminken und mir noch ein paar Arme mehr wachsen lassen.
Zum Thema: Vergessen
Nein, ich bin keine Illusionistin. Mir war natürlich sonnenklar, dass es so sein würde. Und trotzdem: ich habe mich (gerne) selig im Vergessen geübt. Übrigens ist zumindest eines wissenschaftlich erwiesen: dass Mütter vor allem in der Stillzeit ein angeschlagenes Kurzzeitgedächtnis haben. Hauptsächlich ist das auf die Übermüdung zurückzuführen, die dafür sorgt, dass man (wie ich etwa letzte Woche) fünf Mal in die Küche geht, um sich Butter aus dem Kühlschrank zu holen und sich statt dessen fünf mal ein Buttermesser zum Tisch mitnimmt. Aber damit hat das Vergessen manch andere Dinge wohl nichts zu tun.
Oder könnt ihr euch noch erinnern, wie sehr euch in der Schwangerschaft der Rücken weh getan hat oder wie schmerzhaft Wehen sein können? Ich schon, aber es ist ja auch erst knapp drei Wochen her. Gebt mir noch vier Wochen und ich habe es vermutlich wieder vergessen. Wisst ihr vielleicht noch, wie müde ihr anfangs immer gewesen seid, als ihr mehrmals pro Nacht euer Baby gestillt und geschuckelt habt? Wie viel euer Kind geschrien hat, als es unter Dreimonatskoliken litt? Dass ihr monatelang einen verspannten Rücken hattet und absolut gar nichts dagegen hilft? Vermutlich nicht. Denn Frau vergisst das alles irgendwann einfach. Und irgendwie finde ich: das ist gut so.
In ein paar Monaten kann auch ich mich nur noch daran erinnern, wie entzückend das ganz kleine Fräulein mich jedes Mal anguckt, wenn ich sie im Arm halte. Wann sie mich das erste Mal angelächelt hat und wie sie zufrieden grunzt, wenn sie satt und glücklich ist. Kein Gedanke an schlaflose Nächte, Kotzfontänen, unzählige volle Windeln, feuchte T-Shirts oder sonstiges Zeug. Spätestens, wenn die Kinder ganze Nächte durchschlafen, vergisst man auch, dass zu Beginn mit Durchschlafen einfach nur vier Stunden Schlaf am Stück gemeint sind, das bei rund der Hälfte der Babys sowieso nur Wunschdenken ist und man sich bereits über zwei oder drei Stunden Schlaf am Stück freut. Und warum vergessen wir das? Reiner Selbsterhaltungstrieb, nehme ich an. Das hat die Natur gut eingerichtet, würde ich meinen…
Fazit der letzten drei Wochen
Ich bin totmüde, aber auf dem besten Weg, mit dem mangelnden Schlaf und dem nahezu „abartigen“ Schlafrhytmus des ganz kleinen Fräulein umgehen zu können. Trotzdem bin ich tagsüber halbwegs fit und irgendwie trotzdem glücklich (Oh Kitsch!) Vielen Dank auch an meinen Hormonhaushalt! *gähn*