Es ist hier nun schon das dritte Kind, das in den Kindergarten gekommen ist. Und nein, für mich macht es das keineswegs einfacher. Jedes Mal stellte ich mir die gleichen Fragen. Die Sorgen waren immer die selben. Nach einem Gespräch mit einer befreundeten Kindergartenpädagogin möchte ich euch hier ein paar Tipps zur Eingewöhnung mitgeben, die euch den Start hoffentlich erleichtern.
„Was, ihr habt nur ein Kind?“, „Ist denn ein zweites geplant?“ und „Oh, wieder ein Mädchen? Wollt ihr nicht auch einen Buben?“ Kennt ihr? Ja, ich auch. Vielleicht müssen wir noch eines bekommen, wegen der „Thronfolge“ und so …? (Ja, dieses Wort ist gefallen) Achtung, dieser Artikel über das „Kinder kriegen“ ist völlig Klischee-überladen und ein wenig absurd.
Ja bin ich hier jetzt in Hogwarts gelandet? Könnte man den Dachboden Zauber im Donauzentrum nur per Dampflok erreichen statt bequem mit dem Aufzug, wäre der Eindruck perfekt. Ich habe gestern bei der Eröffnung ein paar Fotos für euch gemacht und war hin und weg vom fantasievoll gestalteten Design der neuen Kinderbetreuung im Donauzentrum.
Vereinbarkeit ist eine Lüge. Wirkliche Vereinbarkeit wie die, von der wir immer träumen gibt es nicht. In Zukunft werden sich die meisten Frauen genau wie in der Vergangenheit für Kind oder Karriere entscheiden müssen. War so. Ist so. Wird so bleiben. Welche erfolgreiche junge Frau wird wohl in 20 Jahren noch Mutter werden wollen?
Wie finde ich den richtigen Kindergarten? | Meine Tipps zur Suche nach dem perfekten Betreuungsplatz
FamilienLebenEin spannendes Thema hat sich mir in den letzten Wochen gewissermaßen aufgedrängt: eine ehemalige Klassenkollegin plant in näherer Zukunft die Eröffnung einer Kindergruppe. Da sie gerade am Konzept arbeitet, hat sie mich gefragt, was man als Mutter von einem Kindergarten oder einer Kindergruppe erwartet und was so gar nicht geht…
Eigentlich ist es unglaublich. Unglaublich nämlich, dass so etwas bei uns überhaupt passieren kann. Ich hätte es zumindest nicht gedacht. Aber ich sehe manchmal ja auch nur das Gute in der Welt. Kleine Charakterschwäche meinerseits. Meiner (bisherigen) Meinung nach werden Kindergärten und Kindergruppen nämlich ab und an auch mal überprüft. Tief Luft holen und dann hinsetzten. Dies ist eine längere Geschichte.
Juchu – ein Betreuungsplatz!
Es war vor rund eineinhalb Jahren, als meine Freundin – nennen wir sie mal P. – mir völlig aus dem Häuschen berichtet hat, dass sie für ihren Nachwuchs nun endlich einen passenden Kindergartenplatz gefunden hat. Er war zu dem Zeitpunkt knapp ein dreiviertel Jahr alt und ihre Elternzeit sollte nach einem Jahr enden. Höchste Eisenbahn also, einen Betreuungsplatz zu finden. Und wie der Zufall es so wollte hatte sie wenigstens auf einer der unzähligen Warteliste Glück gehabt. Wohlgemerkt: Der erste Eindruck passte, Sohnemann gefiel es auch, also nichts wie hin.
Alles Paletti?
Die Eingewöhnung war sehr kurz, lief aber gut, Mini-P. ging scheinbar gerne in den Kindergarten. Also zumindest eine Weile. Nach ein paar Monaten ging er allerdings immer weniger dahin, bis er nach rund einem Jahr für ein paar Wochen zum letzten Mal dort war. Er konnte nicht so genau artikulieren, warum er nicht mehr so gerne hin wollte, denn mit ausführlichen Geschichten hat man es in dem Alter noch nicht so. Aber ihrem Gefühl folgend ließ P., die praktischerweise wieder in Karenz war, ihn zu Hause bleiben. Wie sie herausgefunden hatte, ging die Gruppe sowieso nicht so oft in den Garten und die Betreuerinnen waren scheinbar etwas überfordert mit der enormen Kinderanzahl. Also weniger Programm und mehr freies Spielen – oder wie man das nennt. Warum? Das läuft nämlich so: Man stellt eine Betreuerin in die eine Gruppe und eine zweite in die andere. Dazwischen lässt man dann die Tür offen. So kann man sagen, es sind für eine Gruppe eh zwei Betreuerinnen da. Schockiert? Da stieß es P. zum ersten Mal auf. Sie konnte ja ganz gut zählen und man kann sich ausrechnen, wie viel Zeit zwei Betreuerinnen für 30-40 Kinder haben.
Und was machen betroffene Eltern? Wegschauen. Solche kleinen Fehler werden gerne übersehen. Denn alle sind heilfroh, wenigstens irgendeinen Betreuungsplatz für ihr Kind zu haben.
Die „Geistergruppe“
Die Geschichte geht allerdings weiter. Denn ohne eine unbezahlte Rechnung wäre das ganze niemals wirklich „aufgeflogen“. Mini-P. geht also nicht mehr in den Kindergarten. Weil meine Freundin aber ihren Betreuungsvertrag nicht mehr so ganz im Kopf hatte, überschritt sie die Abwesenheitszeit um ein oder zwei Tage. Daraufhin wurde sie vom Kindergarten aufgefordert, das Betreuungsgeld aus eigener Tasche nachzuzahlen, da es für nicht anwesende Kinder keine Förderung gibt. Etwas aufgebracht, weil man es nicht geschafft hat, sie beim Telefonat in der Vorwoche darauf hinzuweisen, stellt P. Nachforschungen an und fragt beim Magistrat nach (in erster Linie, um zu verhindern, dass die Gruppe Förderung und ihr Geld bezieht, also doppelt kassiert). Und was dabei rauskommt ist das eigentlich Schockierende: Die Gruppe war scheinbar gar nicht zugelassen gewesen. Eine „Geistergruppe“ also. Ganz zu schweigen davon, dass offenbar mehr Kinder in der Gruppe gewesen sind als zulässig. Der Clou: man nimmt Kinder einfach dauerhaft als „Gäste“ aus. So ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass es drastisch zu wenige Betreuerinnen gibt. Für eine nicht gemeldete Gruppe braucht man ja auch keine zusätzlichen Betreuungspersonen, oder? (so zumindest meine persönliche Einschätzung)
Wie man sich also an Kindern bereichert …
Und wisst ihr was? Man ist scheinbar machtlos dagegen. Selbst offizielle Stellen können nur wenig machen. Den Betreiber selbst juckt es kaum am großen Zeh, wenn Eltern anrufen und sich über die Zustände beschweren. P. wurde telefonisch an den Anwalt verwiesen. Und mir drängt sich der Gedanke auf, dass sich manche Menschen dreist einerseits an der (Betreuungs)not der Eltern bereichern und dann auch noch rücksichtslos gegenüber unserer Kinder handeln. Solche Betreuungsstätten gehören eigentlich umgehend geschlossen. Blöd nur, dass dann hunderte von Kindern „auf der Straße stehen“ und dann erst wieder Zuflucht in neuen zweifelhaften Betreuungsplätzen gesucht wird.
Mini-P. hat übrigens mittlerweile einen Platz in einem Gemeindekindergarten gefunden. P. ist bislang zufrieden, die Eingewöhnung läuft gut. Zumindest, so lange Mama in Sichtweite ist. Auch ein Unterschied zum vorigen Kindergarten. Dort hat man sich um die nötige Länge der Eingewöhnung wenig geschert.
Persönliches PS
Ich kann den Namen des Kindergartens leider nicht nennen (ihr wisst ja: Rufmord und so … das könnte ich gerade noch brauchen). Mich hat das Thema aber das ganze Wochenende schon so beschäftigt, dass ich darüber schreiben wollte. Auch aus persönlicher Erfahrung mit unserer ersten Kindergruppe noch mein Tipp für alle, die zum ersten Mal einen passenden Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs suchen:
Augen auf und vor dem ersten Besichtigungstermin in eurem Wunschkindergarten die rosarote Brille abnehmen. Ich glaube, dass man aus Verzweiflung über die Betreuungsproblematik gerne einmal über verschiedene Mängel hinwegsieht… Ein wenig Recherche in verschiedenen Familien- und Elternforen legt manchmal auch so einiges offen.
Wir sind der Zeit eigentlich herzlich egal. Zeit ist. Und wir sind anmaßend zu glauben, man könnte Zeit sparen oder verlieren. Mal ehrlich: wo heben wir denn unsere gesparte Zeit auf? In einem Socken unter der Matratze? Und wie kann man etwas verlieren, das man gar nicht hat?
Eben. Man kann Zeit nur sinnvoll verbringen – oder verscheissen.
Da dachte ich mir: verbringe einige Zeit einfach sinnvoll, wenn es die Möglichkeit schon gibt, und verwende sie für Deine Tochter! Geh in Karenz. Für 2 Monate. Ein Entschluss, den ich nicht bereue. Und jedem ans Herz legen kann. Geht nicht, gibt’s nicht. Wenn, dann: will nicht.
Zwei Monate kann man auch im Krankenstand sein, wenn man sich ein Bein bricht. Oder so. Da wird man auch nicht gefeuert, und die Firmen gehen deswegen auch nicht reihenweise in Konkurs.
Also: jeder kann in Karenz gehen (wenn er will – und natürlich der Arbeitgeber). Und ich bin jetzt in Karenz! Ich, der Papa.
Das ist, wie bereits erwähnt, eine Möglichkeit Zeit sinnvoll zu verbringen. Es sind zwar nur 2 Monate, aber dafür 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag. In dieser Zeit lerne ich meine Tochter intensiver kennen, als nur am Abend oder Wochenende. Ich bin dabei, wenn sie fröhlich ist, grantig ist, redselig ist, konzentriert ist, stehen lernt, gehen lernt, alles um sich herum in sich aufsaugt (nicht nur, aber auch wörtlich gemeint…)
Und meine Tochter entwickelt eine Beziehung und ein Vertrauen zum Papa – zu mir. Wenn das mal nicht sinnvoll ist…!
Außerdem steigert es das tatsächliche Verständnis für alles, was meine mich liebende Ehefrau in den zahlreichen Monaten davor – quasi im vergangenen Jahr – geleistet hat…
Aufstehen, kochen, wickeln, füttern, waschen, spielen, wickeln, füttern, spazieren, spielen, kochen, wickeln, füttern, waschen, einhutschen, schlafen. Und von vorne. Zwei Monate. Jeden Tag. Kein Wochenende.
Dabei lerne ich aber auch einiges kennen (abgesehen von mir selbst und meiner Tochter):
die Wohnung aus der 50 cm-Perspektive, die Heimatstadt barrierefrei (ist sie – nur die Bewohner sind es nicht… aber das wäre eine eigene Geschichte über die Aufzugfahrer bei den Wiener Linien), das Bedürfnis, die raunzende Tochter an die Wand zu picken (ja, auch das gibt es…), was ein Kinderlachen alles bewirkt, oder einfach nur, wie es ist, im Hier und Jetzt zu sein. Dahin holt mich meine Tochter nämlich. Permanent. Schön ist das.
…abgesehen von den Mamas: Wer kennt die Windelgröße seiner Tochter? Wer weiß, was aus dem Kleiderkasten passt? Auch optisch? Wer weiß, wo die eCard steckt und war schon beim Kinderarzt? Wer weiß welches Obst hilft, wenn Mozartkugeln gekackt werden? Und wer kennt die Kackstellung der Tochter und kann die Windel wechseln, bevor alles großflächig breit gesessen ist? Wer weiß, wann die Schlafenszeiten sind? Und wie man die Tochter ohne gröbere Kampfhandlungen am Abend ins Träumeland schickt?
Ich kenn und kann das jetzt auch alles!
Eine Erfahrung, die jeder Vater machen sollte…
PS: Ebenso wichtig fand ich, die ersten zwei Wochen nach der Geburt mittels Urlaub und Zeitausgleich zu Hause bei Frau und Kind bleiben zu können. Auch das war eine sinnvolle Zeit.
PPS: Ehrlicherweise sei erwähnt, dass das mit dem „sich-Zeit-nehmen“ auch relativ ist – durch die Fremdbestimmung des Diktats unserer kleinen durchlauchtigsten Hoheit…
Ich (Stadtmama) möchte mich an dieser Stelle bei Christian für seinen amüsanten Beitrag zum Thema Väterkarenz bedanken. Ich habe ihn mit dem Auftrag, einen Artikel dazu zu verfassen quasi zwangsbelückt (wohl wissend, dass er für einen solchen „Spass“ zu haben sein könnte), als ich von seiner zweimonatigen Karenz erfahren habe und er hat meinen Wunsch prompt umgesetzt. Aus Fremdsicht würde ich übrigens sagen er macht seinen Job in der Väterkarenz recht gut. Ich kann also alle Mütter beruhigen, die meinen, Männer würden mit so etwas nicht fertig werden … 😉
Zum Thema „barrierefreie Öffis“ in Wien könnte ich übrigens auch nach fast zweieinhalb Jahren mit Kinderwagen übrigens vielleicht auch schon ein Buch (oder eine Buchserie) verfassen. Vielleicht gibt es dazu in naher Zukunft auch einen Beitrag …
Lust bekommen, auch einen Gastbeitrag zu verfassen? Einfach Mail an judith(at)stadtmama.at. Ich freue mich über passende Vorschläge!
In letzter Zeit türmen sich bei mir neben meinem Stadtmama WordPress Fenster unzählige offene Browserfenster mit Artikeln zum Thema Karrier & Kind. Offensichtlich fühlt sich aktuell jeder dazu gezwungen, seinen Senf dazu abzugeben, egal ob es ihn oder sie tatsächlich betrifft oder nicht. Und irgendwie kommt man dann nicht drum herum, sich auch Gedanken darüber zu machen …
Die Frage aller Fragen: Ist Karriere und Kind möglich?
Wenn ja, unter welchen Bedingungen. Oder muss man quasi auf Karriere verzichten, wenn man Kinder möchte? Ich finde es bei den meisten Artikeln sehr spannend, welche Positionen andere Mütter oder Eltern dazu einnehmen: nämlich VOR dem Kind und DANACH (also nach der Geburt). Dem allgemeinen Tenor, dass beides nicht machbar ist, hält nämlich vor allem die Gruppe der selbstständigen Mütter eines entgegen: Arbeitsbereiche und Projekte, die VOR dem Nachwuchs nie ins Leben gerufen worden wären. Selbstständigkeit scheint überhaupt das um und auf zu sein, wenn man sich nach der Geburt verwirklichen möchte. Aber woran liegt es? Oder ist auch das nur eine große Lüge, die uns aufgetischt wird?