Es ist schon weider Sonntag Abend. Und irgendwie bin ich dieses Wochenende besonders froh, dass Oma mir so viel unter die Arme greift. Vor allem, wenn der Papa in der Ferne weilt…
Meine Oma ist letzten September 103 geworden. Ein beachtliches Alter. Sie hat zwei Kriege erlebt, politisches Chaos, mehrere Bundespräsidenten, einen Ehemann und mehrere Geschwister überlebt, eine Tochter großgezogen und auch bei den Enkelkindern ganze Arbeit geleistet. Sie hat ein gutes Stück Leben hinter sich gebracht und ich bin mir nicht sicher, wie oft jemand wirklich Danke zu ihr gesagt hat.
Donnerstag Nachmittag hat Oma beschlossen, mit ihren beiden Enkeln am Spielplatz „abzuhängen“. Ein Spielplatz, den sie kennt und die meine zwei Fräuleins ebenso. Alles easy, hat sie wohl gedacht …
Hier ist unendlich viel los. Ich habe das Gefühl, ich fliege von einem Termin zum nächsten. Baby, Arbeit, Turnen, Physiotherapie, Geschirrspüler, die sich selbst vermehrenden Brösel am Wohnzimmerboden und der Wäscheberg. Wie sich das alles ausgeht? Keine Ahnung. Oder doch, ich hab eine Ahnung…
Ich hab ein Geheimnis. Meine Uhren laufen nicht 24 Stunden am Tag sondern 48. Ääääääääh. Nein, das ist es nicht. Gut, sagen wir, ich brauch keinen Schlaf. Nein, auch falsch. Ich brauche eigentlich sehr viel Schlaf, aber das ist sowieso unrealistisch so lange man ein Baby zu Hause hat. Also vergesst es. Nächster Versuch: ich bin Wonderwoman und habe magische Kräfte. Hm. Nein, leider nicht.
Also? Was ist mein Geheimrezept? Es war ein langer Prozess. Zu Anfang habe ich mich geweigert, es zu akzeptieren. Aber nachdem ich heute sogar eine Freundin angerufen habe, ob sie am Mittwoch für zwei Stunden auf das Baby aufpassen kann, weil Oma krank geworden ist, ist mir klar geworden: man darf um Hilfe bitten! Und wenn euch jemand Hilfe anbietet, sagt bloß nicht nein! Ihr müsst nicht alles alleine machen. Falscher Stolz. Eigentlich wäre das das beste Geschenk zur Geburt: ein Zehnerblock Hilfe, gültig für die nächsten zehn Jahre. Ach was. Unbefristet.
Ich weiß, das ist keine neue Erkenntnis. Oder vielleicht doch. Für mich wenigstens. Zu Beginn habe ich mir immer eingebildet, ich schupf ‚ schon alles alleine. Geht natürlich.
Aber es ist so: ohne Oma würde momentan wenig laufen. Sie ist mein Weihnachtwichtel und Osterhase gleichzeitig. Oma hat meine ganze Physiotherapie lang jeden Tag auf das ganz kleine Fräulein aufgepasst. Und sie legt oft unsere Wäsche zusammen. Während dem Mittagsschlaf des ganz kleinen Fräuleins. Unglaublich, oder? In so einem Fall habe ich hundert andere Sachen zu tun, aber nicht Wäsche zusammenlegen. Wo wir wieder bei Wonderwoman wären. Ich glaube, sie kann zaubern. Wenn sie mit mir tratscht, faltet sie ganz nebenbei T-Shirts. Exakt in immer der gleichen Größe! Und wenn Essen übrig bleibt, bekomme ich eine Gefrierbox geliefert. Wie bei Essen auf Rädern, nur besser.
Ich hoffe, wenn ich mal Oma bin, kann ich auch so zaubern! Das Bügeleisen schwing ich dann mit dem kleinen Finger und das Lego meiner Enkel brauch ich nur schief anschauen und es hüpft von selbst wieder in die Box. YES!
Top Ten gibt es übrigens nächste Woche wieder. Heute war mir irgendwie nicht danach … 😉